Thilo Bock – Die geladene Knarre von Andreas Baader

„Die geladene Knarre von Andreas Baader“ von Thilo Bock soll mal wieder ein Generationenporträt sein. Rieke, Basti und Leander laborieren an so einer Art zweiten Pubertät, das Studium neigt sich dem Ende, bald muss man diesen relativ zwanglosen, monetär leidlich abgesicherten Schutzraum außerhalb des kapitalistischen Schweinesystems verlassen. Diese transitorische Unsicherheit, die es wohl auch schon in früheren Zeiten gab, will Bock gern als Signatur seiner Generation der „Nullfünfer“ verstanden wissen. Von den „Irritierten“ ist da die Rede oder auch von der „Generation Kommunikation“, deren Aufgabe es sei. Gespräche zu führen, „die nichts bringen außer Beruhigung“. Bocks Roman ist denn auch kaum mehr als ein ausufernder, reichlich versabbelter, formal nicht immer gebändigter Großdialog. Das klingt aber ganz authentisch, was er sich und seinen Leuten an juvenilem Alltags- und Emosprech abgelauscht hat. Und auch die beiden kontrastierenden Liebesgeschichten sind so wehmütig und geschmackvoll angekitscht, wie sowas nun mal sein muss. Das Problem dieses Romans ist seine politisehe Dimension, und weil es ein politischer Roman sein soll, hat er ein fundamentales Problem. Es drängt die drei Protagonisten irgendwann zur Tat, und eben dieser Umschwung ist so gut wie nicht oder jedenfalls nicht plausibel motiviert. Das Berliner Ordnungsamt verbietet das freie Grillen in den Parks, der leicht psychotische Leander bringt die vermeintliche, titelspendende Pistole Baaders ins Spiel, und rubbeldiekatz haben wir eine neue Stadtguerilla. Bock macht seine sogenannte Generation dümmer als sie ist, und das sollte die ihm gefälligst übelnehmen. (9,95 Euro)

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