Throwing Muses – University :: 4AD/RTD

Die haben nicht mehr geschockt, die Throwing Muses. Nachdem Tanya Donelly, zweite Gitarristin und Songwriterin, ausgestiegen war und mit Belly ihr eigenes Unternehmen gegründet hatte, verlor die Band das Gleichgewicht Wie ein Wagen auf drei Rädern gerieten die Muses 1992 auf Schlingerkurs. Unsicherheiten wurden versucht, durch Lautstärke wettzumachen. Das Album „Red Heaven “ dokumentierte die Misere: Eine Orientierung zum Noise sollte die Live-Qualitäten der Marshall-Fans herausstellen, im Endeffekt erzielten sie jedoch nur ein undifferenziertes Fiepen. Als schließlich Anfang letzten Jahres mit „Hips And Makers“ ein famoses Solo-Album von Chefin Kristin Hersh rauskam, schien das Ende der Muses besiegelt. Jetzt sind sie wieder da. Und der Sound der Bostoner ist austariert wie zu ihren besten „Zeiten. Auf „University“ findet die Gruppe, inzwischen eingearbeitetes Trio, das rechte Verhältnis zwischen Krach und Melodie, zwischen Opulenz und Reduktion. Der Zweizeiler aus „Calm Down, Come Down“ liefert das Motto für dieses – nun ja – Comeback-Album. In der Song-Skizze singt die Hersh, daß sie keine Lust hätte, sich zu beruhigen, sich abzuregen. So wird dieses Werk von einem delirierend kreisenden Rhythmus durchzogen – der Grundbewegung der Muses, die ihre gestische Entsprechung bei Konzerten in Hershs entrückt wiegendem Kopf findet. Die konzentrischen Rhythmus-Kringel ziehen sich durch alle Stadien eines Fiebers. In der Surf-Nummer „Bright Yellow Gun“ riecht’s nach heißem Schweiß, im gespenstischen Titelstück nach kaltem. Hier wälzt sich jemand schlaflos in den Laken – verfolgt von Schlangengesichtern und anderen fürchterlichen Kreaturen. Psycho-Folk muß man so was wohl nennen. Schockt voll.

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