Tim Hardin – Suite For Susan Moore And Damion/Bird On A Wire :: Der empfindsame Songschreiber in der Phase existenzieller Enttäuschung

Noch rund 30 Jahre nach ihrer Ersteinspielung sorgt das Gros der Hardin-Tracks bei jedem Durchlauf für den Kloß im Hals. Zugegeben, seine ersten vier Alben bleiben wohl unübertroffen, doch auch die beiden folgenden (hier als „2 on 1“ mit 78 Minuten Spielzeit gebündelt) hatten weit mehr als nur „ihre Momente“. Das Drama um Hardins Ehefrau Susan Moore (eigentlich: Susan Morss, eine Schauspielerin aus Vermont), zerstörte den Hochsensiblen, extreme Heroinsucht, Paranoia und Bühnenangst rissen ihn vollends zu Boden. Dass Morss samt Sohn Damion während der Aufnahmen zu dieser fragil-intimen Suite verschwand, besorgte den Rest.

Hardin versuchte einen Befreiungsschlag: Für „Büd On A Wire“ griff er verstärkt auf Fremdmaterial zurückseine Interpretationen des Titeltracks von Leonard Cohen, von Hoagy Carmichaels „Georgia On My Mind“ oder „Hoboin“ (John Lee Hooker) werden dennoch allzu leichtfertig als Zeichen kreativer Dürre abgewertet Mit hochkarätigen Musikern wie Ralph Towner (Gitarre), Joe Zawinul (Tasten), Miroslav Vitous (Bass) und Alphonse Mouzon (Drums) gelangen Hardin nämlich auch hier noch kleine Meisterwerke – in vorzüglichen Arrangements und ohne die außerordentliche Zerbrechlichkeit seiner so speziellen Form der Interpretation zu hintergehen. 20 Jahre nach Tim Hardins Drogentod hat das wirklich einmalige Flair seiner Songs nichts an Intensität eingebüßt. Die Veröffentlichung des Gesamtwerks in Form einer Box-und-Buch-Ausgabe ist längst überfallig. Was bei Nick Drake gelang, fehlt bei dem Amerikaner weiterhin schmerzlich.

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