Timesbold – Eye Eye
Das Pathos handeln Timesbold schon im ersten Stück ab und scheitern dabei mit immerhin fliegenden Fahnen. Songs, die verhalten anfangen und dann in einem dramatischen Inferno enden, kennen wir zur Genüge aber der „Bone Song“ will zu viel. Zwei Minuten lang ist das alles hübsch anzuhören, aber dann kreischt Jason Merritt plötzlich mit einer dafür nicht ausgestatteten Stimme ein ums andere Mal „Again and again“. Die Streicher werden aufgefahren, eine E-Gitarre angeschmissen, Dramarama Overkill. Und weil die Zerstörung des eigentlich feinen Liedchens wohl kein Stilmittel sein sollte, haben sie sich hier in der Wahl und Wirkung ihrer Mittel einfach nur verschätzt. Verzeihlich, weil ein Einzelfall.
Und schon im zweiten Song kommt die singende Säge! „Go Down“ ist eine Verabredung mit der Halbwelt, spartanisch aber passend instrumentiert und beinahe eine Hymne. Das Banjo regiert eigenwillig, genau wie im folgenden „Vengeance Day“. Dessen Anfang bedient sich großzügig bei Morricones „La Resa Del Conti“ und reitet dann ziemlich rasant durch die karge Steppe, im gleichen Galopp erklingt auch „Wings On A Girl“.
Doch viele der anderen Songs hängen am seidenen Faden, es herrscht Grabeskälte vor, insgesamt dem Frühwerk von 16 Horsepower nicht unähnlich. Das Cover lässt Schlimmeres vermuten, als es die Songs hier jemals rechtfertigen würde. Timesbold verstehen sich vielmehr auf brüchigen Country-Folk mit bisweilen recht wirren Texten und in der Mehrheit passablen Melodien. Cello und Violine werden sparsam eingesetzt, ab und an bedient jemand eine Tröte, ein Piano.
Und doch ist nach dem Anhören dieser über weite Strecken spröden und anstrengenden Platte schon eine ganze Kanne Lebensfreude vonnöten, um der zwangsläufig einsetzenden Lethargie zu entfliehen. Oder die neue Bonnie „Prince“ Billy.