Tom Liwa

„Eine Liebe ausschließlich“

Tom Liwa hat eine Platte aufgenommen, auf der nur er zu hören ist. Eine Stimme, eine Gitarre, sonst nichts. Man hat bald den Eindruck, das sei eine ganz selbstverständliche Entscheidung. Liwas Persönlichkeit als Liedschreiber und Sänger tritt mit dieser Produktionsweise deutlicher zutage, wird nicht verwischt von anderer Leute Stil und Spielart.

Jetzt ist deutlicher zu hören, was man vorher schon wusste: dass Liwa als Songschreiber eine große poetische Kraft hat. Dass er nicht selten spielt wie Drake und dichtet wie Dylan, das ist im besten Sinn gemeint. Dass es keine Prätention in diesen Liedern gibt, dafür anrührende Erinnerungen und Schraffuren der Liebe, des Lebens und der Ewigkeit.

Große Themen, denen sich Liwa auf eine sehr tröstliche Weise nähert- Versöhnlichkeit ist ein wichtiges Thema auf „Eine Liebe ausschließlich“. „Jedes Ende ist ein neuer Anfang/ Wie gewonnen, so zerronnen/ Mein Herz will leicht sein, meine Stirn will leuchten/ Heilung hat begonnen“, heißt es in „Wovor hat die Welt am meisten Angst“, einer Art musikalischer Autobiografie. Hier wie anderswo bleibt die Poesie meistens in der Schwebe, als würde Liwa seine Themen lieber umkreisen als festnageln.

Auch wunderschön ist „Du läufst immer noch vor mir weg“, bei dem Liwa auf seiner schroff erdig klingenden Gitarre Akkordcollagen findet, wie Joni Mitchell es einst tat. Die Rede ist von einer Beziehung, von Flucht und Wiederfinden, von sich kreuzenden Wegen und vagabundierenden Gefühlen. Nicht ganz so verschlüsselt ist „Gnade“, das Liwa offenbar für seinen Gott singt.

Gegen Ende kommt „Traumjunge“, eine sehr frei assoziierte Meditation über Freiheit und Loslassen- Begriffe, die Liwa wichtig zu sein scheinen. Mein Lieblingslied ist das nicht, doch es mag im Kontext seine Berechtigung haben. Dasselbe gilt für die zwei Cover-Versionen dieser Platte. Dylans „Idiot Wind“ ist naheliegend, Snow Patrols „Chasing Cars“ dagegen sehr überraschend. Aber auch in diesem Lied geht es schließlich um Nähe, Sehnsucht und die Ewigkeit des Moments. (Ludwig)

Jörn Schlüter