Tom Tom Club – Tom Tom Club/Close To The Bone
Während der ausgedehnten Tournee nach „Remain In Light“ blieb einige Zeit für die Musiker der Talking Heads – David Byrne widmete sich „The Catherine Wheel“, und Tina Weymouth und Chris Frantz akzeptierten Chris Blackwells Vorschag, im Compass Point Studio auf den Bahamas zunächst eine Single aufzunehmen. Bassistin und Schlagzeuger, auch privat ein Paar, engagierten einen jungen Toningenieur aus dem Umfeld von Lee Perry und die beiden Schwestern von Weymouth, die dann allerliebst im Hintergrund trällerten. Der Gitarrist Adrian Belew – der mit Bowie und den Talking Heads spielte – kam hinzu.
Nachdem Blackwell den munteren Groove von „Wordy Rappinghood“ gehört hatte, bestellte er ein komplettes Album. Der Tom Tom Club vereinte die Polyrhythmik der Talking Heads mit kurrentem Funk und den Anfängen des Rap. „Wordy Rappinghood“ wurde ein unwahrscheinlicher Hit, das unwiderstehlich quietschende und tschilpende Stück „Genius Of Love“ ein Klassiker, und 1981 reüssierte auch „Tom Totti Club“.
Weniger beiläufig und entspannt gerieten die Aufnahmen für „Close To The Bone“ (2,5), das hier erstmals auf CD veröffentlicht wird. Die Talking Heads waren mit „Speaking In Tongues“ eine der erfolgreichsten Bands der Welt geworden, und im Frühjahr 1983 waren Kokain und Gangstertum auch auf den Bahamas angekommen, Tina Weymouth musste sich um ihr Kind kümmern, und Chris Frantz kutschierte verschiedene Gastmusiker über die Inseln. Die Ferien-Atmosphäre war der Routine gewichen, die Karibik zum Arbeitsplatz geworden.
Zwar hat Frantz wohl recht damit, dass keine andere Gruppe damals Reggae, Soca, Dub-Produktion und die „Stimmen unschuldiger katholischer Schulmädchen“ zusammenbrachte. Aber nach dem zweiten Album war der Charme des Tom Tom Club aufgebraucht. Eine dritte Platte erschien nach dem Ende der Talking Heads; als The Heads nahm das Ehepaar 1997 nur ein Album auf und gab auch immer wieder Konzerte als Tom Tom Club, mittlerweile vom Publikum im Stich gelassen. Und doch arbeiten sie, so ist zu hören, weiter an dem, was früher eine Nebenbeschäftigung für die beste Rhythmusgruppe der Welt war.