Tomboy :: Regie: Céline Sciamma
Was für einem leidvollen Druck jene Frauen ausgesetzt sind, die sich wie ein Mann fühlen, zeigte Hilary Swank mit ihrer Oscar-Rolle im Gender-Drama „Boys Don’t Cry“.
Die französische Regisseurin Sciamma thematisiert in ihrer Story jedoch keine Krisenerfahrung, sondern ein noch unschuldiges Spiel mit Identitäten. Laure (Zoé Héran) ist zehn, als sie in den Sommerferien mit ihrer Familie in eine neue Siedlung zieht. Während ihre jüngere Schwester mit Puppen hantiert, begeistert sie sich für Fußball. Als die gleichaltrige Lisa (Jeanne Disson) das schlaksige Mädchen mit den kurzen Haaren deshalb für einen Jungen hält, stellt Laure sich spontan als Michael vor. Die beiden freunden sich an.
Doch als Laure einen Jungen verprügelt, Lisa sich in sie verliebt und der Schulbeginn näher rückt, droht die unverkrampft begonnene Lüge folgenschwer aufzufliegen. Mit viel Leichtigkeit und wunderbarem Humor, ohne pädagogische oder psychologische Analysen folgt Regisseurin Sciamma einem kindlichen Impuls. Und dennoch führt sie deutlich an, wie Heranwachsende bereits in Geschlechterrollen hineingezwungen werden.