Tookah :: Etwas blässlicher Pop aus Island zwischen Kunst und Kitsch

Mit einer solchen Stimme sollte man Kindern Märchen erzählen, vorzugsweise altmodische Grimms, mit fiesen Hexen und goldenen Kugeln. Wenn man mit einer solchen Stimme singt, wird es rasch süßlich, es sei denn, und glücklicherweise hat sich Emilíana Torrini dafür entschieden, man instrumentiert ein bisschen neben der Spur, lässt den Sound ins Fantastische abrutschen, und das Süßliche ins Geheimnisvolle. „Tookah“, titelgebender Track auf der neuen CD der italienisch-isländischen Musikerin, balanciert genau an diesem morgentaufeuchten Grat zwischen Popkitsch und Popkunst, zwischen esoterischem TripHop und gefälligem Mädchengesinge.

Zu einer verlorenen Gitarre, deren verhallter Sound Torrinis schon auf ihrem Megahit „Jungle Drum“ hörbare Leidenschaft für Retroklänge beweist, und ein paar verhalten blubbernden Elektrobeats singt sie spinnerte, aber poetische Lyrics über Liebe und Mythen: „Find me a pleasant tune and a wishing bone to be let alone with“. Die 36-Jährige, die seit Langem in Großbritannien lebt, und von Björk einst den Job als „Gollum’s Song“-Sängerin auf dem Herr-der-Ringe-Soundtrack übernahm, bleibt damit auf ihrem vierten offiziellen Album im von Mythen durchzogenen Island zu Hause.

Nach dem atmosphärisch-ätherischen „Tookah“ ist es vor allem das bereits vor Jahren entstandene, grandiose, siebeneinhalb Minuten lang beherzt und high gejammte „Fever Breaks“, das man auf einem Naturdrogen-Trip zwischen heißen Quellen anhören sollte: Island-Psychedelia gemischt mit allem, was Synthiefarben hergeben können, zwischendurch singt oder atmet oder kiekst Torrini in höchsten Yma-Sumac-Tönen. Der Rest der Platte, und das ist wiederum schade, folgt allerdings weder dem popaffinen, wunderbar altmodisch klingenden Pfad vom Vorgänger „Me And Armini“, noch haut es einen mit (elektronischer) Spannung aus den Latschen. Mit gutem Willen kann man zwar etwas gut gelauntes „Sunny Road“-Songwriting erahnen. Größtenteils klingt es jedoch elfenhaft blass. (Beggars) JENNI ZYLKA

Babyshambles

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