Tram – Frequently Asked Ouestions

Um Mäßigung geht es bestimmt nicht, wenn eine britische Band im Jahr 2001 so leise spielt, dass es schon wieder laut ist. Tram aus London klingen eher, als ob sie sich sehr anstrengen müssen, damit man überhaupt etwas hören kann. Obwohl keiner ernsthaft fragen würde, zählt Sänger und Bandleader Paul Anderson

im Internet auf, von wem er das hat: Von Godspeed You Black Emperor!, Larnbchop, Smog, b La Tengo. Bands aus Amerika.

Unangenehm wäre das aber nur, wenn Tram (ein Duo mit Gastmusikern) so tun würden, als lebten sie in ähnlich fremden Parallel-Universen wie ihre Vorbilder. Der Ansatz auf der zweiten Platte „Frequentty Asked Questions“ ist eher biedermeierlich: Kammer-Pop, leicht winterblass, jede Gitarre und jeder Besenwisch auf der Trommel klar zu verorten. Die Geigen: links hinten.

Ab und zu oszillieren die Schwingungen von E-Piano und wimmernden Saiten gegeneinander, was daran erinnert, dass auch diese private, latent daseinsmüde Musik von sich selbst wegweisen will. Anders als beliebte Troubadoure wie die Turin Brakes könnten Tram nämlich allein mit ihren Songs niemanden vom Lagerfeuer weglocken. Die sind wenig prägnant, eher Schlaflieder für den Körper, damit die Seele freikommt Kein Zufall, dass sie Tim Buckley covern. Auch der wird weniger als Schreiber und mehr als Performer geehrt.

In der bescheidenen Idylle von Tram herrscht eben noch der Glaube an die Kraft des rituellen Musikmachens. An die Magie, die eine einfache Klaviermelodie entwickeln kann, wenn man sie oft genug spielt. Daran, dass eine Gitarre die dunklen Wolken durchbrechen kann. Bei Radiohead brennt der Planet, hier glüht die Heide. Und das hat wesentlich mehr mit Grateful Deads „Dark Star“ zu tun als mit den Samtpfötchen neuer akustischer Bewegungen.

Um das Ganze doch noch in sozialen Realismus zurück zu übersetzen: Diese Musik spricht von Hoffnung. Davon, dass spät nachts noch eine E-Maü von dem unbekannten Mädchen kommt, in der was von Liebe steht.

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