Ty Seagall

Ty Seagall

Schroffer Tonfall, laute Lage: Der Multiinstrumentalist hat’s eilig

Man kann sich darauf verlassen, dass Ty Segall nicht lange ohne Album bleibt. 18 davon schlagen seit 2008 zu Buche, unter eigenem Namen, mit Formationen wie Fuzz oder GØGGS sowie Partnern wie White Fence oder Mikal Cronin. Letzterer, ein Jugendfreund, der die gleichen Vorlieben hat, gehört auch hier mal wieder zur Band, wie auch Emmett Kelly (ein Studiomusiker für Leute wie Will Oldham und Angel Olsen) und Charles Moothart, der wiederum mit Cronin zusammen die Moonhearts bildet.

Es handelt sich, mit anderen Worten, um Leute, die in den verschiedensten Zusammenhängen im Filz des Neo-Garagenrocks der Bay Area auftauchen – die Verflechtungen reichen von Punks wie den Sic Alps bis zu psychedelischen Retros wie Thee Oh Sees, deren John Dwyer Segalls erstes Album auf ihrem Label herausbrachte.

Angeblich arbeitet Multiinstrumentalist Segall im Studio viel allein und schichtet Spuren, bevor er Musiker dazuholt. Aber anders als bei seinem Opus magnum „Manipulator“, für dessen enzyklopädische Verweise von den Kinks über Blue Cheer bis hin zu Marc Bolan und Bowie er sich 2014 mehr als ein Jahr Zeit genommen hatte, herrschten nun wieder Bandarbeit und ­Eile. Nicht dass man den Unterschied groß bemerken würde (oder unbedingt glauben müsste). Den besten Eindruck machen auf diesen Tracks die harten, zäh auslaufenden Gitarren, die auf prachtvollen Stücken wie „Break A Guitar“ umeinander- und um schwere Edgar-Broughton-Riffs jaulen, während Segalls Gesang den britischen Glam (Bolan, Bowie) zitiert. Mal klingt er auch wie McCartney in „Helter Skelter“, dazu gibt es psychedelischen Prog zwischen angetäuschten Metalbreaks, Big Star und Syd-Barrett-Music-Hall-­Country wie im 4/4-Walzer „Talkin’“.

Insgesamt ist das bevorzugte Tempo schnell, der Tonfall schroff, die Lage laut. Es gibt enorm viele Ideen – und auch wenn die meisten davon schon mal gehabt wurden, macht es doch viel Freude zu erleben, wie eilig die Musiker sie hier konsumieren, als würden sie sonst ranzig. Knorke! (Drag City/Rough Trade)