Ustrinkata :: von Arno Camenisch

Vom Ende der Dorfwirtschaft Helvezia erzählt der rätoromanische Schriftsteller Arno Camenisch in diesem schmalen Band. Der Stammtisch findet ein letztes Mal zusammen, bevor nach 100 Jahren die Zapfhähne abgeschraubt werden. Es wird schwer getrunken und noch mehr geraucht, man erinnert sich an Naturkatastrophen und Todesfälle – sprich, man wird sentimental.

Otto war gerade bei der Beerdigung des Totengräbers, „der hat aber bis zuletzt noch trinken mögen wie ein Vieh, quantidas Diabolicas, und erinnert sich auch seiner Friederike: “ … heiraten wollte ich sie und dann lag sie plötzlich im Herbst auf ihrem Bett und ist einfach gestorben, ein Spiegelei war ihr letzter Wunsch. Und ich hatte vor Schmerz ein Loch im Bauch, dass man hätte durchschauen können.“ Und über den vor 18 Jahren verstorbenen Dorfpoeten heißt es: „Schreiben ist dubioser als Schädel auskochen, sagt der Luis, wo das hinführt, wissen wir ja, farruct geworden ist er ab der Dichterei, wenn er mindestens auf der Höhe seiner Kunst gestorben wäre.“

Camenisch, auf der Höhe seiner Kunst, hat genau hingehört und mit „Ustrinkata“ eine Tragikomödie geschaffen, die den kleinen Leuten mit ihren Ritualen ein Denkmal setzt. Kein Wort am falschen Platz, wunderbarer Sound – einfach großartig! (Engeler, 17,90 Euro) Jürgen Lentes

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