Ute Lemper – Punishing Kiss :: La Lemper singt Kompositionen von Costello, Waits und Scott Walker

Bryan Ferry, George Michael und Joni Mitchell wechselten das Fach und versuchten sich an Evergreens und Musical-Standards. Nun geht’s in die andere Richtung. Na ja: fast. Ausgerechnet Ute Lemper, die hier zu Lande vielgeschohene „Pocket-Marlene“,

schaffte es, der Creme de la Creme der Songwriter-Kunst einige Liedchen abzuquatschen, wofür sie sich dann im Booklet auch artig bedankt. Musical goes Pop? Die Lemper goes Madonna? Mitnichten. Mit Elvis Costello. Tom Waits, Nick Cave, Neil Hannon (The Divine Comedy), Philip Glass und Scott Walker (!) hat sie sich Komponisten gesucht, die zu Variete, Cabaret und Theater ebenso schön passen wie Phil Collins zu schlechten Walt-Disney-Zeichentrickfilmen. Diese Songs sind ihr, wie man so schön sagt, „auf den Leib geschrieben“.

Mit unterschiedlichem Erfolg. Das erste Stück, Nick Caves „Little Water Song“, hört sich an wie ein „Murder Ballads“-Outtake: Die Musik ist wunderbar, der Text banal, wird aber durch Lempers emphatische Intonation gerettet. Einstieg gelungen. Die drei Costello-Kompositionen sind, wie nicht anders zu erwarten, allesamt brillant, doch fehlt Ute an manchen Stellen die Costellosche Bissigkeit. Die Tom-Waits-Songs verlieren ohne sein Gebrummel deutlich an Atmosphäre. Großes Lob aber an Joby Talbot, der die stimmige Orchestrierung besorgte und sich auch nicht zu schade war, die Weill/Brecht-Komposirion „Tango Bailad“ mal durch einen Loop aufzubrechen.

Auch seine eigenen Kompositionen können sich hören lassen, wenngleich Texter Neil Hannon diese durch bräsige Zeilen wie „If sex were an Olympic sport we’d won the gold“ nicht gerade veredelt. Doch der göttliche Komödiant kann, wie das famose Hannon-Lemper-Duett „Split“ zeigt, auch anders. Das Ende einer Beziehung: Er schmollt, sie kreischt. Ergötzlich!

Der Höhepunkt dieses bis dahin hübschen Song-Reigens wartet am Ende: „Scope J“, geschrieben und orchestriert von Scott Walker. „Till“ revisited. Atmosphärisch dicht, verstörend. Und Ute Lemper – wer hätte das gedacht löst die Aufgabe vorzüglich. Sie singt, sie murmelt, sie schreit. Große Kunst.

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