Van Morrison – Back On Top
Ironie war bisher kein Wesenszug, auch kein Kunstgriff, den man mit diesem Mann in Verbindung gebracht hätte – vor allem nicht, wenn’s um die eigene Person ging. Wie also ist der Titel seines Einstands beim neuen Arbeitgeber zu werten? Eine neue Liebe? Oder doch Realitätsverlust?
Van The Man ist jedenfalls wieder auf der Straße. Und rumpelt mit „Going Tb Geneva“ gleich los, als müsse er partout beweisen, daß er bei Point Blank, einem primär dem Blues verpflichteten Label, auch bestimmt an der richtigen Adresse ist. Aber Van muß ja nichts mehr beweisen. Das ist schön für ihn. Aber vielleicht auch ein Problem, wenn eigentlich schon alles gesagt ist. So quälen noch einmal die Erinnerungen, zerrt die Sehnsucht wieder an ihm („In The Midnight“, „Reminds Me Of You“). Frohen Shuffle-Mutes räsonniert er über Vergänglichkeit („Precious Time“), beklagt in „New Biography“ ein weiteres Mal das altbekannte „fame and name game“ (während pikanterweise Georgie Fame im Hintergrund orgelt).
Natürlich folgt man Van immer noch gern auf einem paradiesischen Herbstspaziergang, selbst im Winter. „When The Leaves Come Falling Down“: Die Farben leuchten, Streicher schwelgen. Fallende Blätter in der Hand, Chet Baker im Sand (am Strand). Aber der magische Raum, da irgendwo zwischen „twilight and dawn“, er will sich dann doch nicht wirklich auftun. Und muß es denn gleich zweimal sein („Golden Autumn Day“)? Natürlich gibt es schöne Streicher- und Bläser-Arrangements (und zu viele mediokre Solo-Einlagen), wie überhaupt die transparente, volle, selten aufdringliche Produktion zu den Pluspunkten des Albums zählt.
Natürlich macht Van Morrison keine wirklich schlechten Alben. Doch unglücklicherweise hat er einen – gleich den zweiten – Song ausgerechnet „The Philosopher’s Stone“ betitelt Den ewig Heimatlosen gibt er da mal wieder, den nur die Straße wirklich ruft. Aber ach, der Kopf so schwer, die Hände kalt! Harmonika und Streicher treiben einen alten Mann vor sich her, dem selbst die besten Freunde nicht wirklich weiterhelfen können auf der Suche nach dem spirituellen GraL Schade nur, daß Van – kein Jahr ist es her – seine umfassende Polydor-Sammlung selbigen Titels vorgelegt hatte. Die will man dann gleich wieder raussuchen und zum Beispiel – „Try For Sleep“ hören. Und JBack On Top“ins Regal stellen. 2,5