VAN MORRISON – THE HEILING GAME :: Polydor

Van Morrison wird alt. Das biologische Schicksal teilt er mit anderen, die ein bißchen langweilig geworden sind. Aber Morrison ist ja kein anderer, er gehört zu den Göttern. Die Verehrung dieses Magiers eint Dichter wie Peter Handke, Uwe Kopf, Wiglaf Droste.

Unvergessen, wie Handke, bevor er Serbien retten wollte, im „Versuch über den geglückten Tag“ eine fast ereignislose Rezitation Morrisons als Metapher der Vollkommenheit deutete! Denkt man an Van Morrison, denkt man an „Astral Weeks“ und “ T.B. Sheets“ und „Beautiful Vision “ und „Inarticulate Speech Of The Heart“ und „Common One“ und die „Hymns To The Silence“, lauter olympische Versenkungen. An die Alben der letzten Jahre denkt man widerwillig. Van Morrison arbeitete mit Muckern an Jazz und Blues, doch das Muckertum ist ihm fern. Morrisonmusik enthält alles – warum reduziert er sie auf fade Exerzitien wie „Too Long In Exile “ oder „The Songs Of Mose Allison“? Warum sollte der zurück zu den Wurzeln, der den Kopf in den Sternen hat?

„The Healing Game“ aber wärmt das Herz. Ein mildes Alterswerk, natürlich, eine mitdere Morrison-Platte, die Bläser jubilieren harmonisch, die Chöre säuseln, das Piano, ja: es träufelt. Ein Song heißt „Piper At The Gates Of Dawn“, das ist nur bei Van Morrison unpeinlich. Auch auf dem ancient highway fährt er wieder. „Burning Ground“, das launige Mucker-Stück diesmal, hat sogar Witz. Einmal spielt Morrison das „Waiting Game“, einmal das „Healing Game“. Das sind keine Topoi, es sind Rituale. Seit je nähert sich Morrison der Mystik. Jetzt ist er zehn Songs weiter. Und er singt noch immer, wie nur Van Morrison singen kann.

Im Alter hat Morrison keine Visionen mehr, aber den Trost der Kontemplation.

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