Vanessa Paradis – Bliss

Die Lolita von einst ist erwachsen geworden, 28. Fast schon so alt wie die Bardot, die Moreau! Vor einem halben Leben, mit 14, schockierte sie die Grande Nation mit Joe Le Taxi“ in kurzem Röckchen und mit lasziven Lächeln. Der Stempel, der ihr damals aufgedrückt wurde, war nur schwer abzuwaschen – so war sie immer noch das kleine Mädchen, als sie sich 1992 mit Lenny Kravitz zusammenfand, um ihr drittes Album einzuspielen. Der schönste Schmollmund des Pop war im Video zu „Be My Baby“ noch schöner und die Abkehr vom Lolita-Image in noch weitere Feme gerückt. Männerphantasien eben.

Knapp neun Jahre ist dies jetzt her, reichlich Zeit für einen Popkünstler, an seinem Image zu arbeiten – oder, wie im Falle der Paradis, das Leben in den Griff zu kriegen. Johnny Depp ist seit einiger Zeit der Mann an der Seite der Französin. Anders als Lenny Kravitz hat Depp musikalisch nichts beizutragen, half aber bei der Lyrik von zwei Songs. Obwohl er mal einen Mann namens Blake spielte, bringt auch er keine Poesie in Paradis‘ Welt Produziert hat die Paradis übrigens selbst – und zwar kein überwältigendes, aber recht schönes Stückchen Pop-Musik. Alles handgemacht, keine Computerbeats, keine Samples. Dafür echte Streicher und Bläser. Es klimpert fröhlich vor sich hin, und Vanessa haucht zärtlich und zerbrechlich wie gewohnt. Meist in Französisch, selten in Englisch wie bei der Schmonzette „When I Say“. Beim Sixties-Stück „Que Fait La Vis“ stand überraschend John Lennon Pate, „Commando“ knarzt psychedelisch bluesig vor sich hin.

Sie ist erwachsen geworden, und sie macht Musik für Erwachsene. Na ja, für Männer halt.

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