Various Artists – Beat The Retreat

Wie war das noch? Richtig: Wer zu spät kommt, den bestraft die Tribute-Flut. Was „Beat The Retreat“, eine Würdigung, für die erste Track- und Künstler-Listen schon seit über drei Jahren kursieren, denn doch nicht verdient hat Auch wenn das nachspielen von Richard-Thompson-Songs in wenigen Fällen eben doch Scheitern bedeutet R.E.M. zum Beispiel hüpfen mit sonnigem Gemüt über die „Wall Of Death“, als wollten sie zum Tanztee auf der Ponderosa aufspielen. X andererseits akzentuieren die unterschwellige Gewalt von „Shoot Out The Lights“ leider über. Und Bob Mould spielt „Turning Of The Tide“… na, wie Bob Mould eben. Dann lieber gleich J. Mascis, der „I Misunderstood“ radikal in einen tosenden Vergeltungsschlag umfunktioniert. Auf güldenen Boden fällt hier eher das Handwerk von Bonnie Raitt („When The SpelL.“) und Shawn Colvin im Duett mit Loudon Wainwright HI („A Heart Needs A Home“) sowie Los Lobos („Down Where The Drunkards Roll“). Während David Byrne mit einer originellen Lesung von Just The Motion“ positiv überrascht und June Tabor mit ihrer A-capella-Version des alten Fairport-Titels „Genesis Hall“ einen zwar nicht ganz einsamen, aber doch herausragenden Höhepunkt liefert.

Den sucht man auf „Skynyrd Frynds“ fast vergeblich. Grundsätzlich schon ist ja eine Verbeugung vor der strammsten aller Südstaaten-Herrlichkeiten ziemlich obsolet. Eine Southern-Rock-Phase ist unter männlichen Jugendlichen wohl weitverbreitet. Aber es sollte doch wohl eine Phase bleiben, kein Dauerzustand werden. So funktioniert „Skynyrd Frynds“ ähnlich wie der Eagles-Tribute und die allerdings recht ergiebige „Rhythm, Country & Blues Extravaganza“ bestenfalls als Symbol für den größeren Aktionsradius des Nashville-Establishments. In diesem Sinne darf Travis Tritt den rauhen Simpel-Max markieren, freut man sich über ein Lebenszeichen eines Steve Earle (dem es nicht so gut gehen soll) und bemitleidet Alabama, die natürlich – „Sweet Home Alabama“ mit der Verve einer braven Schüler-Band herunterspielen. Während Neil bung sich vermutlich drüben in Kalifornien fürchtet, weil der aufrechte „Southern Man“ immer noch glaubt, für den gottlosen Renegaten den großen Knüppel aus dem Sack der Selbstgerechtigkeit holen zu müssen. Die beste Nummer geht aufs Konto der Mavericks – eine hübsche Boogie-Woogie-Variante von „Call Me The Breeze“. Aber das stammt ja auch von JJ. Cale. Und Wynonnas Neuauflage von „Freebird“ läßt den Rezensenten mit einer Frage zurück: Muß er seine alten Judds-Platten auf den Flohmarkt schleppen?

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