Vashti Bunyan – Singles And Demos 1964-67 :: Rares und Zartes von der kürzlich wiederentdeckten Sängerin

In neueren Interviews hat sie es gelegentlich selber betont, und auch die Plattenfirma weist nun noch einmal nachdrücklich darauf hin: Vashti Bunyan möchte als Popsängerin wahrgenommen werden – auch wenn ihr Album „Just Another Diamond Day“ zu den größten Schätzen des englischen Folk gezählt wird. Doch35jahre lang gab es eben nur dieses eine, 1970 veröffentlichte und so bezaubernd leise flüsternde Werk. Und das hatte nun mal der große Folk-Meister Joe Boyd produziert, und zu Vashti Bunyans Begleitmusikern gehörten Robin Williamson von der Incredible String Band und Dave Swarbrick von Fairport Convention. Pop konnte man diese Elfenmusik genauso wenig nennen wie das 2005 erschienene Spätwerk „Lookaftering“, an dem auch von der Sängerin beeinflusste Musiker wie Devendra Banhart und Joanna Newsom mitgewirkt hatten. Von der zusammen mit Animal Collective entstandenen „Prospect Hummer“-EP mit ihren flirrenden Samples gar nicht zu reden.

Vashtis 1965 veröffentlichte Debütsingle „Some Things Just Stick In Your Mind“ ist da schon etwas ganz anderes. Der damalige Manager der Rolling Stones, Andrew Loog Oldham, hatte die 20-jährige Jungsängerin unter seine Fittiche genommen und beiden Herren Jagger/Richards für sie diesen Song in Auftrag gegeben. Für die Aufnahme wurde ein ganzes Orchester engagiert, und herausgekommen ist tatsächlich wunderbar schwelgerischer Sixties-Pop, vorgetragen von einer glockenhellen Nicht-Stimme, die jeden Belle & Sebastian-Fan vor Freude jubilieren lassen sollte. Auch die anderen sechs, zwischen 1965 und 1967 entstandenen und zum Teil nie veröffentlichten Single-Tracks sind atemberaubend gut. Das leise, von Bunyan selbst geschriebene „I Want To Be Alone“, eingespielt mit Spinett, Bongos und Cello, getragen vom Klirren eines Tamburins, war die B-Seite dieser ersten Single und verbindet perfekt Pop mit Folk – ohne dabei zu bodenständigem Folk-Rock zu werden. Auch „Train Song“ ist wunderbar verträumter Kammer-Pop. Am auffälligsten ist das 1967 zusammen mit dem Duo Twice As Much aufgenommene „Coldest Night Of The Year“, das mehr nach dem kalifornischen Summer Of Love klingt als nach den zart gehauchten Weisen des Debütalbums.

Die restlichen Songs des ersten Teils dieser Doppel-CD sind von Band und Acetat-Pressungen restaurierte Home-Recordings, entstanden zwischen 1966 und 1967. Berührend intime Songs wie „If In Winter“ und „Wishwanderer“ hätten auch auf „Just Another Diamond Day“ eine gute Figur gemacht mal abgesehen von dem naturgemäß etwas dünnen Klang der Aufnahmen.

Die zweite hier vorliegende CD enthält die zwölf Songs eines bereits 1964 entstandenen Demo-Tapes. Schon allein die schüchterne Art, wie die Sängerin jeden einzelnen Song ansagt, nimmt einen für sie ein. Pop ist das sicher nicht. Eher ein Hauchen aus einem weit entrückten Elysium, Klang gewordener Feenstaub.

Das ist freilich nicht jedermanns Sache – siehe hierzu auch die kürzlich gefeierte Sängerin und Songschreiberin Joanna Newsom. Doch wer bereits das Bunyan-Album „Just Another Diamond Day liebt, kommt nun auch an „Some Things Just Stick In Your Mind“ unmöglich vorbei.

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