Vate

(Start 31.5.) Seit Jahren schon wendet sich der Winzer Gerard Depardieu den barocken Gestalten zu, spielt die klassisch-tragischen Helden und Romanfiguren der letzten Jahrhunderte sogar fürs deutsche Privatfernsehen, die seine Filme aus den Siebzigern nicht mal im Nachtprogramm zeigen. Mittlerweile scheint der schwitzende Koloss und Charakterdarsteller des französischen Kinos zum gediegenen Kostümonkel geschrumpft zu sein, zur mimischen Wachsfigur. „102 Dalamtiner“ steht im Presseheft hinter seinem Namen, als könnten junge Filmjournalisten bei Depardieu nicht weiter als bis zu Obelix denken. Als Vatel, ein Cyrano der kulinarischen Zeremonie im Dekor des 17. Jahrhunderts, ist er dennoch ein Glücksfall. Der Ex-Sträfling und Haushofmeister im Schloss Chantilly des bankrotten Generals de Conde (Julian Glover) muss für Ludwig XIV. (Julian Sands) ein dreitägiges Fest organisieren, ja kreieren, damit der Monarch dem Fürsten den Oberbefehl für einen Krieg gegen Holland überträgt VON OLIVER HÜTTMANN leinwanD

Vatel wieselt durch Küche, Gärten und Gemächer, während die Aristokraten flanieren, die Höflinge defilieren und die Kurtisanen wie Hühner aufgereiht nach einem Wink des Sonnenkönigs zur nächtlichen heißen Schokolade haschen. Am Ende wird sich Vatel selbst übertroffen haben und unglücklich die liebliche und kluge Gräfin Anne (Uma Thurman) begehren, die dadurch dem schmierigen Günstling und Kuppler Marquis de Lauzun (Tim Roth) ausgeliefert ist. Ebenso üppig wie flott arrangierte Prachtvollerei mit süffisanten Dialogen, eitlen Intrigen, Dekadenz, Moral und Romantik.

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