vinyl

B. B. King – Live At The Regal (MCA/UNIVERSAL)

Es gehört zu den Ironien der Musikhistorie, dass B. B. King zu leiden hatte unter dem Paradigmenwechsel schwarzer Musik anfangs der 60er Jahre, hin zum Soul, weg vom Blues. Ausgerechnet B. B. King. Wo doch sein Blues näher am Soul war als der seiner Kollegen. Wo doch gerade er frühzeitig Bläser und Background-Sänger eingesetzt hatte. Wo doch kein anderer Bluesmann so konsequent Sex und Drugs und Crime aus den Texten getilgt und sie durch Soul-konformes Vokabular (Tanz, Liebe, Respekt) ersetzt hatte. Nicht komplett allerdings. Ein paar frühe, frivole Songs schlüpften durch sein Netz. Und blieben wohl geradezu deshalb Crowd-Pleaser. Wie das im legendären Regal Theatre in Chicago Ende 1964 dargebotene, unmissverständlich beischlafselige „Sweet Little Angel“. Stilistisch setzte King durchaus Zeichen. Charlie Singletons „Help The Poor“ wurde mit einem Dance-Shuffle unterlegt, „Woke Up This Mornin'“ hochgejazzt und selbst Victoria Spiveys entsagendes Blues-Lament „You Done Lost Your Good Thing Now“ mittels Blechbläser aufgepeppt. Musste dennoch etwas hausbacken gewirkt haben damals, verglichen mit dem ekstatischen Irrwitz eines James-Brown-Gigs. 3,5

Otis Redding – The Dictionary Of Soul (VOLT/SUNDAZED)

Redding hatte sich in seiner Jugend weniger an B. B. King oder anderen Blues-Veteranen orientiert als am ungestümen Rock’n’Roll seines Georgia-Landsmannes Little Richard. Ein Einfhiss, der sich durch Reddings kurzlebige Recording-Karriere zieht wie ein roter Faden und selbst noch in den Balladen hörbar bleibt Natürlich auch auf diesem famosen 66er Album, das neben dem Single-Hit „Fa-Fa-Fa-Fa-Fa (Sad Song)“ aus eigener Feder einige coole Covers bereithält, darunter Patti Pages „Tennessee Waltz“ und „Day Tripper“ von den Fabs. 4,0

Otis Redding & Carla Thomas King & Queen (STAX/SUNDAZED)

Nicht alle Duette hier haben das Flair und das Format von „Tramp“. Aaron Nevilles „Tell It Like It Is“ macht eine gute Figur, doch „It Takes Two“, damals gerade aktuell in den Charts von Marvin Gaye 8C Kim Weston, verliert in der Memphis-Variante, während der Tamla-Versuch „Let Me Be Good To You“ arg anämisch klingt. Erst recht, weil unmittelbar darauf „Tramp“ folgt, die fulminantesten drei Minuten Geschlechterkrieg überhaupt „You know what, Otis?“, keift Carla, „you look country, straight from die Georgia woods.“ – „That’s good“, erwidert Otis trotzig und weiß doch, dass er keine Chance hat The Queen rules. 3,5

Stephen Stills – Stephen Stills (ATLANTIC/CLASSIC)

„I Love The One You’re With“ wäre ein prima Opener für jedes Solo-Debüt, musikalisch mitreißend und lyrisch provozierend, doch was Stills 1970 darauf folgen ließ, stellte den Hit weit in den Schatten und übertraf alle Erwartungen. Intensiv ist ein inflationär gebrauchter Begriff, doch hier trifft er ins Schwarze. Wiewohl oder vielmehr gerade weil diese Platte hemmungslos überproduziert wurde. Von Stills selbst, gemeinsam mit Bill Halverson. „Church“ist bis unters Dach mit Orgeln, Piano und Gitarren gefüllt, dann fallt ein Chor ein, obendrauf Arif Mardins Orchester, und Stills psalmodiert aufs Ergötzlichste. Gewohnt exquisite Pressung von Classic Records, mit rund 45 Euro freilich nicht eben billig. 4,5

Burt Bacharach – Butch Cassidy And The Sundance Kid (A & M/UNIVERSAL)

Der Soundtrack zum Filmklassiker, mit dem wattigen Ohrwurm „Raindrops Keep Fallin‘ On My Head“ von BJ.Thomas und flauschigen Instrumentals vom Meister des ambitionierten Easy Listening. Das musikalische Äquivalent von Bratäpfeln mit viel Zucker und einer Prise Zimt 2,5

The Big Lebowski – (MERCURY/UNIVERSAL)

Genaugenommen kein Reissue, weil erstmals auf Vinyl veröffentlicht, ist dieser Soundtrack, wie meist bei Coen-Produktionen, wild und phasenweise wundervoll. Bob Dylans „The Man In Me“ eröffnet den Reigen, Townes Van Zandts Version von „Dead Flowers“ beendet ihn. Und dazwischen hat T-Bone Burnett Captain Beefheart platziert und Elvis Costello, Nina Simone und Yma Sumac Einiges ist extrem gewöhnungsbedürftig, so die Arie aus der Korngold-Oper „Die Tote Stadt“, wenig ist ungenießbar, so das von den Gipsy Kings in Öl ertränkte „Hotel California“. Wofür „Stamping Ground“ entschädigt, ein stupendes Musikdrama aus der 69er Columbia-LP des genialischen, leider unlängst verstorbenen Moondog. 3,5

Roxy Music – Concerto (fruit tree)

Live-Mitschnitt nicht der letztjährigen Cash-Collection-Tour, sondern einer großartig gelungenen Show, die 1979 in Denver, Colorado stattfand. Ferry ist bestens bei Stimme, besonders bei den rezitativen Passagen von „In Every Dream Home A Heartache“. Auch Manzanera glänzt durchweg. Doppel-LP, feines Artwork. 4,0

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