Vinyl von Wolfgang Doebeling

The Beach Boys – Pet Sounds (Capitol/EMI)

Ein Geniestreich in neuem Gewand, so der Label-Hype um diese Neuveröflendichung. Es handele sich hierbei immerhin um die erste Stereo-Edition von Brian Wilsons feinster halben Stunde auf Vinyl. Heller Blödsinn. Richtig ist, dass bei früheren Stereo-Pressungen gepfuscht wurde. In den Siebzigern kursierten die berüchtigten Klangvergewaltigungen mit dem stets dubiosen Aufdruck „electronically reprocessed“. In England erschien vor knapp 15 Jahren eine leidlich bessere, digital remasterte Ausgabe, die in Japan unlängst noch mal aufgewertet wurde, durch Verwendung von Virgin Vinyl und schärferer Qualitätskontrolle. Nun also eine weitere Optimierung, die mit rund 45 Mark nicht einmal teuer ist. Den ursprünglichen Plan, die Mono- und Stereo-Fassung von „Pet Sounds“ ab Doppel-LP herauszubringen, hat man wohl fallengelassen. Womöglich, weil es auf dem audiophilen DCC-Label bereits seit Jahren eine vorbildliche, analog gemasterte 180gr-Pressung gibt, ohne Stereo-Ballast. „This monophonic microgroove recording“, so stand es bereits auf dem Original, „cannot become obsolete“. Mal ganz abgesehen davon, daß Brian auf einem Ohr taub war und daher eh nur mono hörte. 5,0

The Who – Who’s Next (Simply Vinyl)

Der Mod in ihm war gestorben, der Pop unterdrückt, als Pete Townshend „Who’s Next“ ausheckte, ein Album, das den Begriff Rock definierte. Ein monolithisdies Meisterwerk, so kantig, hart und schwer wie der Betonquader, den die Herren Who auf dem Cover anpissen. Manches schien überambitioniert, manches brachial und banal. Doch am Ende siegte die Vision triumphal über jede Skepsis, denn das Ganze war bedeutend größer als die Summe der Einzel-Tracks. Und danach sowieso nicht Okay, Townshends nöliger A.R.P.-Synthesizer nervt bisweilen, und Roger Daltreys Heroen-Pathos läuft ebenso oft Gefahr, ins Lächerliche abzukippen. Eine Gratwanderung, die letztlich alle große Rockmusik unternimmt. Sie muss sich plustern, das ist ihr Wesen. Mehr Schein als Sein. Und Boy, darin waren The Who damals die besten. Sie tänzelten virtuos auf diesem schmalen Grat, hielten die Balance. Noch heute sorgt die Dynamik von „Won’t Get Fooled Again“ für kindliches Staunen. Edles Cover, audiophil gemastert, 180gr-Pressung. Ein Erlebnis. 4,5

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