Wannadies – Bagsy Me

Diese Schweden – die sind schon ein friedvolles Völkchen! Eine Schlammschlacht der Größenordnung Blur vs. Oasis ist also nicht zu erwarten aus Europas Norden, aber gemein ist es doch: Während der „Lovefool“ der Cardigangs vom Megaflop „First Band On The Moon“ nach Beteiligung am „Romeo 8C Juliet“-Soundtrack wenigstens leichte Rehabilitierung erfährt, kräht kein Hahn nach den Wannadies zugegen beim Finale jener Lovestory. Dabei war ihr „You And Me Song“ der eigendiche Hit jenes Britpop-Wochenendes im August 1995, als die Menschen vor dem Radio ausharrten, um zu erfahren, ob nun Dämon oder Noel die Siegerkrone gebühren würde. Die Plattenfirma wird dennoch nicht müde, Durchhalteparolen auszugeben. So packte sie, nachdem bereits der Vorgänger „Be A Girl“ relauncht wurde, das zum Möchtegern-Hit verdammte Ding noch einmal auf das neue Album. Recht so. Irgendwann haben wir zehn Wannadies-Platten mit dem Song.

Die Wannadies siie ungeduldigsten nd dnicht, aber es wird Zeit: „Well I deserve a… hit“ kreischen sie auf ihrer aktuellen Single (die notwendigerweise „Hit“ heißt), bis uns die Ohren kungeln. Was macht Hits aus? Genau: Refrains! Refrains! Refrains! Die Wannadies können den Kanal gar nicht voll davon bekommen und wir mit ihnen: „I’m in love with a simple song, it makes me feel nothing can go wrong.“ Kaum hat „Bagsy Me“ begonnen, erklärt uns jemand „I am the king/ Because, because and all because/ I drink and smoke/ Until I choke/ Until I broke.“ Jawoll, wir lassen uns nix verbieten. Wir warten nicht auf gute Zeiten, die machen wir uns selbst. Wir sitzen in Jeans an kühlen Waldseen, klauen Erdbeeren und küssen die Nachbarin. Morgen kaufen wir uns dann die Welt.

Seit „Be A Girl“ haben sich die fünf schwedischen Brit-Popper noch mehr auf ihre Stärken konzentriert. Wenn sie früher schräg waren, sind sie jetzt schräger (aufgemerkt: die Hell’s Angels mögen die Wannadies), wo sie sich vorher sanft gaben, geben sie sich heute sanfter wie in der dahingeseufzten „After Eight“-Ballade „Oh Yes It’s A Mess)“. Kreissägen-Pop? Eiscreme-Punk? „Lauter, schneller, süßer“ lautet die Devise. „What You Want“ könnte genausogut „Song 3“ heißen, und auch „Combat Honey“ fleht inständig: „Koppelt mich aus!“ Verzeihen wollen wir den Wannadies, daß sie zwischendurch schon mal klingen, als würden sie Elastica covern (also Wire). An den leblosen weiblichen Körpern im CD-Booklet hätte übrigens Humbert Humbert gewiß seine Freude gehabt. „Bagsy Me“ verabschiedet sich mit „That’s All“, einem Acht-Minuten-Epos, das beginnt, als hätten Sänger Pär Wiksten und Co. sich vorher womöglich eine Überdosis Radiohead eingepfiffen, bevor es dann ordentlich zu bleepen und zu fiepen beginnt Die letzten Worte sind trefflicherweise „cool…cool…cool“.

Also kein Pardon diesmal: Wer das Album schwänzt, wird mit zehn Tödd-Terry-Remixes von „Lovefool“ bestraft.

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