Warren Zevon – Genius: The Best Of :: Rhino

Wenn das Leben ihn schließlich doch umgebracht hat, wird es heißen, Warren Zevon sei eigentlich gar kein Zyniker gewesen, sondern ein enttäuschter Idealist, ein gewendeter Moralist, ein Wolf im Schalspelz oder, die Höchsstraie, „ein Humanist“. Was insofern stimmt, als Zevon ein luzider und satirischer Untersucher menschlicher Umstände ist, und zwar noch auf seinem letzten, hoffentlich nicht allerletzten Album „My Ride’s Here“, das hier mit dem ingeniösen „Genius“ repräsentiert ist.

Zevons Werk kreist, so zeigt es die Rückschau, erstaunlich obesessiv um Tod, Drogen, Schusswaffen, psychische Verwirrung, die Liebe als Sonderfall psychischer Verwirrung und allgemeine Lächerlichkeit. Ein einziges „Bowling For Columbine“! Zum ätzenden Spott von „Poor Poor Pitiful Me“ und „Roland The Headless Thompson Gunner“ kamen schon früh abgründige und mit der immer etwas heiseren Stimme zum Steinerweichen geschmalzte Balladen wie das unvergessliche, entgegen der Melodie bittere „Hasten Down The Wind“. Noch beim schutzlosen „Reconsider Me“ von „Sentimental Hygiene“seiner besten, schärfsten, unerbittlichsten Platte und der mit dem besten Titel – glaubt man dem Reumütigen nicht so recht, wenn er schwört: „And l’ll never make you sad again.“ Zevons Biografie war 1987 schon eins geworden mit seinen Songs, seine verbürgten Tage in der „Detox Mansion“ taugten zum sarkastischen, vermutlich nicht einmal übertriebenen Hohn-Inferno.

Wie kann dieser Mann schreiben! „Excitable Boy“, „Looking For The Next Best Thing“, „Things To Do In Denver When You’re Dead“, „Mr. Bad Example“: Warren Zevon komponierte nicht nur die so ziemlich erfreulichste Rockmusik, die Kalifornien hervorbrachte (die alberne Freizeit-Jam-Band Hindu Love Gods abgezogen), er hatte neben Randy Newman auch stets die vitriolischsten, bösesten, wütendsten, traurigsten, wahrsten, butalsten, wunderbarsten Texte. Der Zynismus des Lebens liegt darin, dass Warren Zevon jetzt stirbt. Es ist zum Heulen. Aber ich glaube, dass niemand, der „I Was In The House When The House Burned Down“ geschrieben hat, jemals sterben kann. Von „Werewolves Of London“ zu schweigen. Ahuuuuu!

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