Warren Zevon – The Wind :: Rykodisc
Das Ende war wie ein Song von Warren Zevon. An einem Sonntag im September wachte er aus dem Mittagsschlaf nicht mehr auf. Am Montag erreichte die Nachricht die Redaktionen. Am Dienstag wurde Zevons letzte Platte per Post zugestellt. Die Riefenstahl starb. Und Cash.
Warren Zevon, der seit einem Jahr die tödliche Diagnose kannte, hat „The Wind“ fertiggestellt, und er hat die Veröffentlichung (und die Platzierung auf Platz 20 in den amerikanischen Charts) noch erlebt. Diese letzte Platte ist ja auch ein Fest der Freunde und Begleiter, eine Ehrbezeugung für den großen Songschreiber, der David Letterman, Hunter S. Thompson, Carl Hiaasen und Will Seif inspirierte und mit Jackson Browne, Neil Young und Bob Dylan arbeitete. Zum Schluss war es der treue Jorge Calderön, mit dem er die meisten der wunderbaren Songs für „The Wind“ schrieb. Und Bruce Springsteen spielte die unglaublich wilde elektrische Gitarre bei dem erstaunlichen Rocker,,Disorder In The House“ und sang gut hörbar mit – der ausgelassenste Bruce seit zwei Jahrzehnten.
Weitere Gäste waren Billy Bob Thornton, Dwight Yoak.im, T-Bone Burnett, Tom Petty, Emmylou Harrisjoe Walsh, Don Henley und natürlich Browne; David Lindley und Ry Cooder spielten noch einmal die Gitarren, Jim Keltner das Schlagzeug. Trotz vorzüglicher Einzelleistungen – Lindleys Lap-Steel bei „Numb As A Statue“! – ist es ganz und gar Zevons Platte. „Dirty Life And Times“ gibt schon den alten Ton vor: „I’m looking for a woman with low self-esteem/ To lay me out and ease my worried mind.“ Die Version von „Knocking On Heaven’s Door“, unter den Umständen fast unpathetisch mit den Kollegen gesungen, lässt Tränen in die Augen steigen. Er hat die Pistolen so geliebt, nun kann er nicht mehr damit schießen, Mama. Dann das gnadenlose, brillante „Numb As A Statue“: „I’m gonna beg, borrow or steal some feelings from you/ So I can have some feelings, too.“ Zevon war stets ein Autor anrührender, unverstellter Liebeslieder. „She’s Too Good For Me“, „El Amor De Mi Vida“ und „Please Stay“ sind Bekenntnisse, die nur noch an einen Menschen gerichtet sind. Der großartige Graveyard-Blues „Prison Grove“ mit düsterem Chor ist dagegen ein öffentlicher Abschied: „Knick Knack Paddy Wacki They say you hear you own bones crack/ When they bend you back to bible black/ Then you’ll find your love.“ „The Rest Of The Night“ und das toll brachiale „Rub Me Raw“ sind unwiderstehliche Brecher, wie Zevon sie zuletzt selten geschrieben hat. Aber beim letzten Stück hält man es doch kaum aus: „Sometimes when you’re doing simple things around the house/ Maybe you ‚ll think of me and smile/ Keep me in your heart for awhile.“ Yessir.