WHEN WE WERE KINGS von Leon Gast :: ab 22. Mai

Als Axel Schulz vor zwei Jahren im Showbabylon von Las Vegas gegen George Foreman antrat, gaben die Experten dem jungen Deutschen keine Chance. Trotzdem hätte er hätte nach Punkten siegen müssen – doch die Ringrichter votierten für den 44 Jahre alten Champion. Foreman trat dann endgültig zurück.

Als Foreman 1974 in Zaire eintraf, war er WBA-Weltmeister im Schwergewicht, ein Monolith, ein Monster, und der Favorit gegen Herausforderer Muhammad Ali, der als einziger an seinen Sieg in diesem Titelkampf glaubte. „Ich bin jung, ich bin schön, ich bin unschlagbar“, prahlte Ali gewohnt gewaltig. Da war er bereits 33 Jahre alt und hatte drei Jahre pausieren müssen, weil er den Kriegsdienst verweigerte und ihn eine weiße Jury verurteilte. Danach trat Ali unter anderem mit Joe Frazier und Ken Norton in den Ring, gegen die er zuerst verlor, dann mühsam nach Punkten gewann. Boxer, die Foreman gerade nach Sekunden ausgeknockt hatte oder zerstört, wie kommentiert wurden. „Foreman war furchterregend“, erinnert sich Norman Mailer, „eine enorme schwarze Kraft.“ Der Sportjournalist Howard Cosell schrieb damals, Ali müsse „ein Wunder bewirken“, um sich mit dem bedeutenden WBA-Titel krönen zu können.

„When We Were Kings“ heißt der Dokumentarfilm über ein Duell, das als solches schon gigantisch schien, aber schließlich biblische Dimensionen annahm. Was sogar auf die Arbeit von Leon Gast zutrifft. 100 000 Meter Material hatte er damals abgedreht, aber kein Geld, um daraus einen Film zu montieren. Der ist erst jetzt fertig geworden – und hat gerade einen Oscar erhalten. Zu Recht, denn er zeigt mit den Ideen zu und Zufallen bei dem WM-Kampf nicht nur die Quintessenz von Showbusiness und Boxsport auf, sondern verdichtet sie vor allem zu einem Porträt von Muhammad Ali, der jenes Ereignis zelebrierte, in dem es sich widerspiegelt – bis zu den Widersprüchen. Diese erste Weltmeisterschaft in Afrika sollte Black Power demonstrieren. James Brown und B.B. King spielten parallell auf einem Festival mit afrikanischen Musikern, und Ali redete in Interviews unablässig über die schwarze Kultur und Heimkehr zu den Wurzeln, über Rassismus in Amerika und die wahre Würde der Afrikaner. Und Gast hat aus Musik, Bildern des Landes und Alis Zitaten einen magischen Moment montiert Ali war Populist, charmant und gewinnend, gerissen und ehrlich. Ein Praktiker, der in einem Stadion antritt, in dem Zaires Diktator Hunderte erschießen ließ. Denn: „Er zahlt die zehn Millionen Dollar.“ Für die Menschen in Zaire war er ein Gott und einer von ihnen, während sie in Foreman den Teufel sahen und lange sogar einen Weißen. „Ich bin schwarz wie ihr. Ich bin sogar schwarzer als Ali“, wehrte Foreman sich. Aber die Rollen, die hier politisch polarisierten, waren längst verteilt für einen Kampf verschiedener Systeme und Typen. Ali boxte so leicht, wie er redete und andere zerredete, aber mit jedem Satz sprach er sich auch Mut zu. Forman knurrte so markant, wie er zuschlug und felsenfest in sich ruhte. Alle glaubten, er werde Alis Tanz im Ring mit einem Hieb beenden. Aber Ali tanzte nicht Er ließ sich von Foreman verprügeln und reizte ihn mit jenen Verbalattakken, die schon wochenlang über die Presse auf ihn geprasselt waren, bis er sich müde geschlagen hatte – und in der achten Runde K.o. ging. Es war Alis psychologisches Meisterstück.

George Foreman wurde nach dieser Demütigung depressiv und dann Prediger. Der Film aber endet mit einer Anekdote, die Muhammad Alis Wesen und Wirken als Egoisten mit Gemeinschaftssinn ausweist, als Studenten ihn um ein Gedicht bitten. Er überlegt und sagt: „Me, we.“

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