Wilco :: The Whole Love

„The Whole Love“ ist die Quintessenz aller Wilco-Songs, aller Wilco-Sounds: Hart und zart sind diese Kunststücke, laut und leise, euphorisch und melancholisch, melodieselig und verspielt. Mehr denn je randaliert hier die aufgekratzte Orgel, perlt das Klavier, wurlitzern Vaudeville und Kirmes wie auf einem Jahrmarkt vor sehr langer Zeit, der noch Buffalo Bills Wildwest-Show zeigt. „Dawned On Me“ ist schönster Pop. Das anmutige, unheimlich pulsierende „Black Moon“ ist noch Conor Oberst und bald Peter Gabriel, mit Steel Guitar und Cello. Da ist wieder die Süße, das Verhangene in „Born Alone“, Nels Clines Gitarrenspiel – aber auch das Schwärmerische, fast Cabarethafte von „Capitol City“ mit seinen Country-Arabesken, das 70er-Jahre-Singalong von „Standing O“. Americana und Prog-Rock. Und das Tagträumerische von „Summerteeth“. Am Ende spielt die erstaunlichste Band Amerikas ein verwegen langes, immer aufs Neue anhebendes Stück, eine Ballade, eine Spieldosenmelodie, eine atmosphärische Meditation: „One Sunday Morning“. Zwölf Minuten zirpen die Gitarren, schmeichelt das Klavier, ist noch alles möglich wie an einem Sonntagmorgen.

Nicht Zitat, sondern die ganze Liebe: Mit Wilco hat die Rockmusik den Stand ihrer Vollendung erreicht – und der Grad ihres Manierismus, ihrer Meisterschaft ist beinahe der einer alten, verdämmernden Kunst, die noch einmal glorreich aufglüht. (dBpm/Anti) Arne Willander

Beste Songs: „Black Moon“, „One Sunday Morning“

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