Wild Animal :: Erstes echtes Soloalbum der vielseitigen Cardigans-Sängerin

In ihrer schwedischen Heimat gehört Nina Persson zum popkulturellen Nationalerbe. Wenn sie in Talkshows auftritt, wird bewundernd ihr Lebensweg nachgezeichnet. Als junge blonde Sängerin der Cardigans hat sie Mitte der Neunziger deren federleichten Welthit „Lovefool“ geschrieben. Bald darauf zertrümmerte sie ihr Sonnenscheinchen-Image und förderte die musikalische Öffnung der Band zu Country und Folkrock. Zwischen Stockholm und Shanghai auf Tour zierte sie internationale Lifestyle-Magazine, um gleich wieder den nächsten Haken zu schlagen. Sie begleitete Alternative-Folker Mark Linkous bei Sparklehorse, mit Ehemann Nathan Larson, vormals Shudder To Think, gründete sie das Americana-Projekt A Camp. Während die Cardigans seit dem 2005er-Album „Super Extra Gravity“ ausgiebig pausieren (von sporadischen Live-Auftritten mal abgesehen), lebt Persson mit ihrer Familie in New York.

Auf ihrem ersten Soloalbum unter eigenem Namen führt sie diese Erfahrungen nun zusammen. Im Team mit Nathan Larson und Eric D. Johnson (The Shins, Fruit Bats) verzichtete sie auf ein üppiges Studiobudget. Gleichwohl ist das Songwriting breiter angelegt als bei A Camp. Und so wird ihre musikalische Zwischenbilanz zu einer akustisch-elektronischen Revue mit Sequencer-Beats, Lap-Steel-Gitarren und Vibrafon. Ihre eindrucksvolle Stimme steht im Zentrum, wenn „Clip Your Wings“ mit Halleffekt zum Soundtrack für weite Überlandfahrten wird. „Food For The Beast“ eröffnet rhythmisch einen Uptempo-Refrain, der die gebrochenen Herzen der Nacht zusammenkehrt. Die Balladen „Silver“ oder „This Is Heavy Metal“ lassen ihre Verehrung für amerikanische Traditionen spüren. Sie holt sich melancholische Momente aus dem Country-Arsenal und wildert bei Blues & Soul. Persson attackiert die radiotaugliche Welt des Mainstreams mit den Mitteln des Do-It-Yourself-Undergrounds. Dass dieser charmant übergeschnappte Ansatz auch mal zu Trash-Sounds wie bei „Jungle“ führt, ist zu verkraften. So klingen Popstars im Heimstudio. (Lojinx/Alive) RALF NIEMCZYK

The Notwist

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