Wilde Unschuld :: Tom Kalin (Start 10.4.)

Hier treibt es jeder mit jedem —- der Vater mit der Freundin seines bisexuellen Sohnes, dessen schwuler Liebhaber mit der Mutter und die schließlich mit ihrem Sohn. Tom Kalin, Produzent von „I Shot Andy Warhol“, schildert in seinem Regiedebüt die wahre Tragödie der Baekland-Dynastie zwischen den 50er und 70er Jahren. Der millionenschwere Brooks (Stephen Dillane) und die geltungssüchtige ehemalige Schauspielerin Barbara (Julianne Moore) führen eine Ehe voller gegenseitiger Demütigungen. In dieser vergifteten, dekadenten Atmosphäre wächst ihr Sohn Tony (Eddy Redmayne) zu einem emotional verstörten Einzelgänger heran. Da müsste es eigentlich krachen vor Verzweiflung und Schmerz, zumindest sollte man die unterdrückten Gefühle und innere Einsamkeit spüren. Doch Kalin reiht die Langeweile und Sinnleere dieser Jet-Set-Familie ebenso langweilig und sinnlos in eleganten Bildern aneinander. Der Schnitt ist ohne dramaturgische Sogkraft, und bei 96 Minuten bleibt die psychologische Komplexität des Dramas trotz guter Darsteller an der Oberfläche. So sieht man sexuelle Exzesse in mondänem Ambiente mit einer eher peinlich anmutenden Inzestszene als Höhepunkt.

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