WILLARD GRANT CONSPIRACY – Flying Low :: RYKO/RTD

Ein Rauschen im Player. Ein impressionistisch hingetupftes Piano, aufgefangen von strengem Geigen-Strich. Der Titel heißt „Smile At The Bottom Of The Ladder“ und eröffnet ein Album, dessen Titel, sagen wir: ganz offensiv und fast schon wieder sympathisch mit dem angestrebten Unterfangen kokettiert. Willard Grant Conspiracy aus dem neu-englischen Maine versuchen sich noch einmal an der nun schon etwas ausgelutschten Frage: How low can you go? Und how slow natürlich auch.

Vfor drei, vier Jahren wäre „Flying Low“ vielleicht als erhellendes, gar wegweisendes Statement begrüßt worden, heute wirkt das Album eher wie ein zwar kompetenter, aber zuweilen auch arg gewollter Nachruf auf die Errungenschaften der üblichen Verdächtigen. Üblich erscheint auch die Genese des um diverse Helfer (etwa Silos-Chef Walter Salas-Humara als Drummer!) aufgestockten Quartetts: Mit L.A.-Punk (Germs, X) sozialisiert, suchten Sänger Robert Fisher und Gitarrist Paul Austin zwecks Begehung des „same dark emotional terrain“ nach einer „different sonic palette“. Die haben sie „swamp noir“ getauft, ist erwartungsgemäß naturalistisch und akustisch (incl. Banjo, Mandoline etc.) und zuweilen minimalistisch, trägt die große Geste aber stets im Hinterkopf.

Und manchmal leider mitten auf der Stirn: „Bring The Monster Inside“ heißt ein Song, und da wird die Stimme natürlich kellerlochmäßig verfremdet, und dann ist es wie bei diesen Filmen, die vor lauter dick aufgetragenem Horror ihren Schrecken verlieren, bis man’s gar nicht mehr so genau wissen will.

Schon gern wissen möchte man hingegen, wem diese ungekünstelte Frauenstimme gehört, die leider erst bei Track 8 („It Doesn’t Matter“) den wolkenverhangenen Himmel ein Stück weit aufreißen darf und Robert Fisher wenigstens vorübergehend von der untragbaren Bürde befreit, ein Stuart Staples sein zu müssen. Lyn Doiron heißt sie, wohnt in derselben Straße wie Paul Austin. So ist das in Maine.

Eher untypisch lassen sich Willard Grant Conspiracy zwischendurch auch schon mal im reißenden Noise-Strom treiben („No Such Thing As Clean“). Und die brüchigen twin harmonies von „Split Tender“ sorgen immerhin für einen versöhnlichen Abschluß, der zumindest einen Teil der großen Anstrengung zuvor in milderes Licht taucht. Das letzte gesungene Wort des Albums ist übrigens „disaster“. Die Tindersticks mögen ruhig sein: Glamour noir blüht prächtig nur in Britannien.

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