Willie Nelson :: Band Of Brothers

Endlich kehrt der Country-Sänger auch als Songwriter zurück – mit großen Liedern über das Alter, den Atem und die Lieben.

Man hat all die Jahre die Hoffnung nicht aufgegeben, dass einer der größten Songwriter, die Amerika uns geschenkt hat, mal wieder ein neues Album schreiben würde. Sind immerhin schon 18 Jahre vergangen seit dem vorzüglichen „Spirit“, das komplett aus Willie Nelsons Feder stammte. Auf den folgenden 19 (!) Alben gab er sich vor allem als Interpret fremder und eigener alter Lieder. Mit „Band Of Brothers“ kehrt er nun als Songwriter zurück: Immerhin 9 der 14 Stücke hat er gemeinsam mit seinem Produzenten, Buddy Cannon, geschrieben.

Am eindrucksvollsten ist sicher „The Wall“ geraten, in dem Nelson reumütig sein langes, schnelles Leben Revue passieren lässt. „I hit the wall and the wall came down/ Crashing down/ And there was not a sound“, singt der Autor von „Hello Walls“ und wirft seine Gitarre an, die vor sich hin dieselt wie eine alte Motorsäge. An anderer Stelle, etwa beim Vince-Gill-Cover „Whenever You Come Around“, klingt sie hingegen lyrisch, und die Gesangsphrasierung des alten Mannes, nach dem Miles Davis eines seiner Stücke benannte, ist noch immer magisch, wenn er berichtet, wie er schwächer und der Atem kürzer wird.

Natürlich ist das Alter ein Thema auf diesem Album, und so geht es meist kontemplativ zu: Die Pedal-Steel jault, die Harp zirpt, und Willie erinnert sich an die Gitarre in der Ecke, die ihm so viele Lieder beschert hat, an die Verflossenen und an die Zeit, „when life had a future for ever and ever“. Regelrecht fatalistisch wird es mit den beiden atmosphärischen Billy-Joe-Shaver-Covers „The Git Go“ und „Hard To Be An Outlaw“. Doch Nelson, der mit „Roll Me Up And Smoke Me When I Die“ zeigte, dass er ein recht entspanntes Verhältnis zum eigenen Ableben pflegt, hat seinen Humor nicht verloren: In „Wives And Girlfriends“ zählt er all die ehemaligen Geliebten auf und hofft, sie mögen sich niemals begegnen. Da fallen einem die ersten Zeilen aus einem alten ostwestfälischen Volkslied ein: „Das waren Zeiten, als wir travelten/ Von town zu town/ Von Fraun zu Fraun/ Im Morgengraun.“ „I’ve got a lot of traveling to do“, singt Willie am Ende bittersüß, aber beschwingt. Der letzte Cowboy kommt eben doch nicht aus Gütersloh, sondern, wie es sich gehört, aus Texas.

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