Willy DeVllle – Crow Jane Alley
Zerfallene Liebe, die Geister der Vergangenheit, die Abenteuer des Herzens, die Wonnen von Fusel und Morphium und die dunklen Ecken der Stadt: Seit seinen spektakulären Anfangen variiert Willy DeVille seine Topoi, dazu die entsprechenden Arrangements und Derivate aus Cajun, Mariachi, Blues, Zigeuner-Jazz und Southern Soul. Nach der New-Orleans-Platte „Victory Mixture“ verlor dieser ehedem gefeierte Eklektizismus die Sympathie der Kritik, DeVille wurde aber vom deutschen Publikum adoptiert, vor dem er regelmäßig als Satyr, Tunichtgut und gebrechlicher Gentleman auftritt. Eine gestrige Gestalt, ein Überlebender.
Die Songs haben an Schärfe eingebüßt, sind gemütlicher geworden, vielleicht gemütvoller. Noch immer singt DeVille Balladen wie „Chieva“ und „My Forever Came Today“ knapp am Kitsch vorbei, meidet keine Klischees, trägt großzügig Akkordeon und Streicher auf. Die knarzige, verlebte Stimme erlaubt gerade nicht den stilistischen Ausbruch, und der touristische Mariachi-Salsa „Come A Little Bit Closer“ und die pompöse Altmänner-Version von Bryan Ferrys „Slave To Love“ sind nicht bloß banal, sondern ärgerlich. Es gibt mit „Muddy Waters Rose Out Of The Mississippi Mud“ immerhin einen ordentlichen Blues auf diesem Album kommoden Schönklangs.
Für einen Musiker mit solchem Talent hat Willy DeVille nur eine kleine Karriere gemacht „Each word’s a beat of my heart“ sang er vor 20 Jahren und adorierte seine italienischen Schuhe. Heute ist er herzkrank, müde und knapp bei Kasse. Als wäre er ein Prediger des Unheils, knurrt De-Ville den finalen Blues „Trouble Comin‘ Everyday in A World Gone Wrong“.
Manchmal ist es immer noch ein Ereignis, dem spillerigen, abgelebten Dandy zuzuhören: ein tragischer Entertainer in der moderigen, schwülen Ruine in Tennessee Williams‘ Welt. Die Weiber aber folgen ihm überall hin.