Wolfsheim – Casting Shadows :: Strange Ways
Um es gleich in aller Schärfe zu sagen: Das hier ist um keinen Deut besser als all die mittelspäten Hits, die uns UItravox aus der Midge-Ure-Schmachtphase hinterlassen haben. Bei „Casting Shadows“ wird dem kein Moll-Tönchen dazugefügt. Aber, und der Teufel mit seiner Kajalstift-Beraterin soll mich holen: Das ist auch nicht sonderlich schlechter. Es muss ja Gründe dafür geben, wieso so viele Menschen Wolfsheim mögen (zumindest kaufen sie deren Platten). Hip aber möchte man das Elektropop-Duo nun wirklich nicht nennen, was gleichfalls seine Gründe hat. Weil Häkeldeckchen eben nicht hip sind. Nie. Selbst wenn sie nach dem neuesten Stand der Technik verfertigt werden.
Elektropop ist ja so ein rührender Versuch, Neonlicht und Kerzenkandelaber in eins zu zwängen. Gefühl und Festplatte. Auch Wolfsheim glauben daran, dass sich allen Maschinen noch eine Ölspur an Romantik abpressen lässt. So eine Metropolis-Stimmung. Schon mit dem Pomp des Visionären, hinter dem sich doch eine tiefe Sehnsucht nach der ewigen Ordnung in der Tradition verbirgt Wieso auch das Synthetik-Equipment bei Wolfsheim entschieden antimodernistischer als jede dahergelaufene Gitarrenband klingt.
Was aber bleibt, ist der Plüsch. Abgeschabt Ewig. Stimmungsbesänftigend. „Casting Shadows“ ist ein bisschen melancholisch und ein bisschen hymnisch. Ein bisschen sentimental. Ein bisschen stilvoll. Die Platte ist ein bisschen poppig und ein bisschen clubbig. Die Stimme von Sänger Peter Heppner ist ein bisschen Tränensack und die Musik ist ein bisschen aufgeregt. Ein bisschen langweilig. Nur nichts gleich übertreiben. Ein solides Stück Arbeit hinter Milchglas. Die Wölfe mögen draußen heulen. Daheim hat man seine kuschelige Ruh.