Wonderland – The Best Of
Deutschlands unterbewertete Antwort auf die britische Psychedelia
Das mit „The Best Of“ dürfte in punkto Charts-Platzierungen eher Augenwischerei sein, denn eigentlich machten Hamburgs Wonderland nur mit ihrem Hit „Moscow“ von sich reden. Gut, die Single „Boomerang“ schaffte es auch noch auf Platz 38 der deutschen Charts. Aber was an dieser Compilation verblüfft, ist, wie locker das Quintett, bestehend aus den drei Ex-Rattles-Musikern Achim Reichel, Frank Dostal und Dicky Tarrach plus dem Gitarristen Helmuth Franke und dem Multiinstrumentalisten Les Humphries (ja, der mit seinen später viel gescholtenen Singers) sich Ende der 60er Jahre in die Messlattenhöhe vergleichbarer UK-Bands musizierte.
Da hat es Tape Loops, reife Gitarren-Soli und mehrstimmige Gesangseinlagen ä la Beatles, Small Faces oder The Move. Und produziert hat das Ganze auch noch James Last (ja, der mit seinem Orchester). Aber wer dessen fulminates, völlig untergegangenes Jazz-Album „Well Kept Secret“ nie zu Ohren bekommen hat, der wird sowieso alles Scheiße finden, Kommerz unken – und eine der besten deutschen Bands der späten 60er Jahre verpassen.
PS: Wer aber mit den zwölf Tracks der ursprünglichen Compilation ins Wonderland gefunden hat, der bekommt hier mit acht Bonus-Tracks noch reichlich Nachschub – und darf Achim Reichel, den man bis dato vielleicht nur als folkloristischen Klabautermann kannte, auf „Heya Donna Leya“ plötzlich als einen Shouter ä la Steve Marriott vernehmen. Und als Lach-Bonbon folgt zu guter Letzt die 1:21-Minuten-Coverversion von Heintjes „Mama“.Herrlich!