Wu-Tang Clan – The W
Ein Haufen grimmiger Burschen posiert auf der Rückseite des Plattencovers zum Gruppenbild. Ganz vorne hockt ihr Mastermind RZA und hält ein ausgebreitetes Halstuch hoch, auf dem die Initialien OJD.B. stehen.
„The W, das dritte Album des Wu-Täng Clan, ist Ol‘ Dirty Bastard gewidmet. Der ewige Trink- und Knastbruder des Clans ist über die Jahre mehrfach wegen öffentlicher Randale und betrunkenen Fahrens arrestiert worden und musste zuletzt in einer geschlossenen Reha-KLinik einen Entzug absitzen. V>n dort ist er auf dem Weg zu einem Gerichtstermin ausgeboxt und seither auf der Flucht. An der neuen Platte ist der Rapper nur versteckt beteiligt.
Der halbe Wu-Tang Clan hatte schon Arger mit der Polizei, aber ein Gangsta-Syndikat ist er nicht Eher sammeln sich in dem Kollektiv alle sozialen Probleme der Afroamerikaner und Attitüden des Rap-Genres – inklusive der alten Theorie von einer Verschwörung des weißen Systems. Dagegen steht der Wu-Tang-Clan als verschworene Gemeinschaft, die ihre Haltung aus der Philosophie des altchinesischen Shaolin-Klostersfil tert. So beginnt „The Jf’auch mit dem‘ Zitat aus einem Kung-Fu-Stretfen: „The Clan is a danger to the public“ – „But why? They never hartned anyone.“ -JPm afraid they did“.
Nach dem Triumph des Debüts „En~ ter The Wu-TangföChambers) 0 ‚und des Doppelalbums „Wu-TangForever“ waren die Rapper ausgezogen, um mit Solo-Platten und Projekten die Musikindustrie zu unterwandern. Die Qualität dieser Flut blieb durchwachsen. Mit gebündelter Kreativität ist ihn wieder ein großer Wurf gelungen. „The W“ schillert vor aberwitzigen Ideen, fein verzahnten Samples, magischen Melodien, raffinierten Beats und ist mit respektablen Gästen wie Junior Reid, Busta Rhymes und Snoop Dogg gespickt.
Mit Scratches und einer atonale Bassline ist das apokalyptisch schwärende „Carefull“ ein typischer Wu-Track. Bei „HolJow Bones“ wird geschmeidiger Soul mit surrealen Einschüben kontakariert, „Let My Niggas Live 1 * folgt einem Klang, der sich wie von einer verstopften Tuba anhört. „One Blood Under W“ und JProtect Ya Neck“ federn schlicht famos. Und während der skurrile Trauermarsch „Gravel Pit“ auf einer epischen Western-Melodie von Morricone basieren könnte, klingt das melodramatische „I Can’t Go Sleep“ wie aus einem Actionfilm von John Woo, obwohl Isaac Hayes hier persönlich an der Variation seines Songs „Walk On By* mitgewirkt hat