Yo La Tengo :: I Am Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass
Zwanzig Jahre gibt es Yo La Tengo nun schon, und man hat sich immer noch nicht an sie gewöhnt, steht immer noch fassungslos vor der Erhabenheit ihrer Platten, kriegt den Mund vor Staunen gar nicht mehr zu, wenn man „Painful“hört, „I Can Hear The Heart Beating As One“ oder „And Then Nothing turned itself Inside-Out“. Yo La Tengo scheinen die jeweils dritten (und besten) von den Bvrds und Velvet Underground verinnerlicht zu haben, vereinen lustvoll Pop und Experiment. Ihre Alben werden immer von mehreren Prinzipien gleichzeitig beherrscht und brechen doch niemals daran auseinander.
Das letzte Yo La Tengo-Album, „Summer Sun“ vor drei Jahren, klang etwa wie die Beach Boys und Charles Mingus im Badeurlaub am Strand von Coney Island, hatte lange Improvisationen, ätherische Pop-Songs und eine fast Lounge-Musik-artige Beiläufigkeit, die auf der nachfolgenden „Today Is The Day“-EP allerdings gleich wieder verwischte. Auch dort schafften sie es wieder, unwahrscheinliche Allianzen zu knüpfen, ließen die Platte zwischen Noise Pop, Soul und Folk hin- und herschwingen.
I Am Not Afraid Of You And I Will Beat Your Ass“ beginnt mit einem einfachen Gitarrenriff und stoischem Beat und entwickelt sich zu einem elfminütigen Epos: „Pass The Hatchet, I Think I´m Goodkind“. Es ist schwer, danach den Kopf wieder aus den Wolken zu ziehen ist aber auch gar nicht nötig, denn der himmlische Popsong „Beanbag Chair“ folgt, dann die entrückte Ballade „I Feel Like Going Home“,dann“Mr. Tough“, Motown-Soul mit Falsett-Stimme, dann das herrliche „Black Flowers“, nicht nur wegen des stilechten „La-la-la-la-la-la-la“-Refrains eine Verbeugung vor John Cales „Paris 1919“.
Egal, ob süßliche Ballade, britischer Folk, Garagenrock, Syd-Barrett-Psychedelia – Yo La Tengo bringen alles in ihrem Kosmos unter, und es klingt so, als gehörte es schon immer dorthin. Sie sind Meister des Songs kann ja schließlich kein Zufall sein, dass man bei den Vornamen von Georgia Hubley und I ra Kaplan immer an die Gershwin-Brüder denken muss. vor allem aber des Arrangements. Grandios wie in „The Room Got Heavy“ die Bongos zum Leadinstrument werden, während Hubleys monotoner Gesang und die himmlischen Harmonien sich im Hintergrund aufhalten, eine kleine Synthesizermelodie interveniert und schließlich die Schweineorgel einsetzt.
Struktur bekommt die Ansammlung unwiderstehlicher Popsongs durch die langen Gitarrenstücke: „Pass The Hatchet…“ zu Beginn, „Daphnia“ in der Mitte und am Ende „The Story Of Yo La Tengo“, das mit zwölf Minuten natürlich viel zu kurz ist. Diese Geschichte kann ruhig ewig weiter gehen, (matador/ BEOC ARS/INDIGO)