Rewind Today 1998: Frank Sinatra verstirbt
Frank Sinatra verliert 1998 den Kampf gegen Krebs, Demenz und zweitem Herzinfarkt. Wir erinnern an den Sänger und Schauspieler mit Statements von Musikern nach Sinatras Tod.
„Kämpfe“, sagte Barbara Sinatra am Totenbett ihres Mannes Frank. „Ich verliere“, antwortete Sinatra. am 14. Mai 1998 stirbt der Sänger und Schauspieler an den Folgen eines Herzinfarkts, Blasenkrebs, Demenz und Nierenversagen.
Wir erinnern an Frank Sinatra mit einem Bericht aus unserer Ausgabe 7/1998: Stimmen zum Tod des Ausnahmekünstlers.
FRANKLY SENTIMENTAL – Stimmen zu Sinatra
Bob Dylan
Von Anfang an war in seiner Stimme das Wissen um Wahrheit Er war einer der wenigen Sänger, die keine Maske aufsetzten, wenn sie den Mund aufmachten. Bewußt oder unbewußt – seine Musik hat mich in elementarer Weise beeinflußt.
Bono
Sinatra war das 20.Jahrhundert: Er war modern und er war komplex, er hatte Swing und er hatte Stil. Sinatra war der Urknall der Popmusik.
Wyclef Jean
Noch neulich sagte ich zu einem Bekannten: „Wenn Dich ein Löwe angreifen würde, der schon seit zehn Tagen nicht gefressen hat – Sinatras Stimme würde ihn sofort lammfromm machen.“ Daumen hoch für Frank!
Patti Smith
Es ist seltsam: Einen Tag vor seinem Tod saß ich am Schreibtisch und versuchte meine Gedanken zu Sinatra zu Papier zu bringen. Die erste Assoziation, die sich einstellte – und die für mich die Essenz von Sinatra ausmacht -, war seine lockere Trotzhaltung. Er hatte – lange vor Bob Dylan – die gleiche coole und dennoch paranoide Energie. Extrem „schwarz-weiß“. Als Kind hockte ich immer vor dem Fernseher, wenn seine TV-Special ausgestrahlt wurden. Ich erinnere mich noch, wie er „Angel Eyes“ sang: ganz im Dunkeln stehend, die brennende Zigarette in der Hand. Diese distanzierte, gleichzeitig aber auch unglaublich intime Art der Selbstinszenierung machte einen ungeheuren Eindruck auf mich und hat mein Verhalten auf der Bühne nachhaltig geprägt Selbst heute noch: Manchmal ertappe ich mich dabei, daß ich eine Zigarette genauso halte wie er.
Chuck D.
Die Farbigen in den USA haben schon immer die Italo-Amerikaner bewundert, vor allem die Art und Webe, wie sie ihre Belange in die eigenen Hände nahmen. Im Rahmen der Unterhaltungs-Industrie war Sinatra dafür das beste Beispiel: Er war einer der ersten Entertainer, die sich die neuen Medien und Technologien zunutze machten, die Film, Fernsehen und Marketing genauso beherrschten wie Musik. Puff Daddy ist der Sinatra der Gegenwart.
Puff Daddy
Er hatte in punkto Style die Nase ganz weit vorn. Ich erinnere mich immer wieder gern an folgende Begegnung: Bei den „American Music Awards“ sollte ich ursprünglich wohl ausgezeichnet werden, ging dann aber doch leer aus. Ich saß da wie ein geprügelter Hund und blies Trübsal. Dann kam seine Tochter auf die Bühne, um für ihn einen „Lifetime Achivement“-Preb in Empfang zu nehmen. Sie sagte, ihr Vater sei der coolste Mensch auf der Welt – gleich hinter Puff Daddy. Das tat gut – und machte mir klar, was für ein Typ er war.
Paul Anka
Ich kam Anfang der 60erJahre erstmals nach Las Vegas; ich war 18 oder 19 Jahre alt – sie wollten mich nicht mal ins Spielcasino lassen! Im „Sands Hotel“, dem Treffpunkt des rat pack, durfte ich auftreten und bekam so im Lauf der Zeit die Gelegenheit Sinatra und die Jungs kennenzulernen. Es war eine Party ohne Ende. Wenn sie auf der Bühne standen, waren die Spieltische verwaist. Schöne Frauen, wohin das Auge blickte. Mann, das war der Mittelpunkt der Erde.
Willie Nelson
Als Sänger war Sinatra für mich immer die erste Wahl. Ich liebe seine Stimme, seine Phrasierungen, aber auch den Respekt, den er guten Lyrics entgegenbrachte. Er wird mir fehlen.
Mike Mills
Der Hundesohn konnte sein Herz von innen nach außen singen.
Neil Diamond
Als ich hörte, daß „The House I Live In“ für sein „Duets“-Album neu aufgenommen werden sollte, mußte ich unwillkürlich daran denken, was mir der Song damals bedeutete, als ihn Sinatra zum ersten Mal sang. Es war ein Appell gegen religiöse Intoleranz und Rassismus – und der erste dieser Art, den ich je hörte. Für meine Freunde und mich – allesamt Juden, die auf New Yorks Schattenseite aufwuchsen war es ein Geschenk des Himmels. Dieses Lied gab uns Hoffnung. Allein dafür werde ich Sinatra immer dankbar sein.
James Brown
Wenn ich an Sinatra denke, denke ich an „die gute alte Zeit“ – auch wenn diese Zeit für einen farbigen Amerikaner gar nicht so gut war: Ich mußte immer den Hintereingang benutzen und aus dem Wasserbehälter trinken, der den Schwarzen vorbehalten war. Dem Herrn sei Dank, daß ich diese Zeit überlebt – und Amerika diese Zeit überwunden hat Wenn ein Mann wie Sinatra von der Bühne abtritt, hat man unwillkürlich den Eindruck, daß damit auch diese Phase endgültig abgeschlossen wurde.
Tony Bennett
Als ich Frank das erste Mal traf, war ich noch ein Frischling in der Branche. Perry Como war so nett gewesen, mich in seiner Sommer-Show auftreten zu lassen, und weil damals beim Fernsehen noch alles absolut live ablief, war ich ein nervliches Wrack. Ab ich kollegialen Rat bei Sinatra suchen wollte, warnten mich alle vor ihm, doch ich hatte das Gefühl, wir würden miteinander klarkommen. Abo wagte ich mich hinter die Bühne vom „Paramount“, wo er damals mit Tommy Dorsey gastierte. Frank war unheimlich nett, und als ich ihm gestand, daß ich höllisch nervös sei, da sagte er: „Die Leute interessiert’s nicht, ob Du nervös bist Und wenn Dich das nicht stört, warum sollte es sie stören. Wenn sie merken, daß Du wirklich nervös bist, dann werden sie Dich schon in die richtige Stimmung bringen. Wart’s nur ab.“
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