Robert Francis – 1150 Meilen mit Hund

Ein Rich Kid hat den Blues - und Ry Cooders Gitarre. Seine melancholischen Melodien sollen Robert Francis jedoch die mächtigen Bäume im nördlichen Kalifornien eingeflüstert haben

Einfach fahren – 1150 Meilen, 20 Stunden immer an der Westküste entlang dem Surren des Motors zuhören. Auf dem Beifahrersitz liegt Pancho, er gähnt ab und zu. Robert Francis hatte gerade das letzte Konzert einer miserabel gelaufenen Tour in Seattle gespielt, meistens vor fünf Leuten und dem Tontechniker. Die Band flog nach Hause. Der heute 24-jährige Songwriter musste das Auto mit Equipment nach Los Angeles zurückbringen. In den Pausen während der Fahrt hebt Pancho sein Bein an den Bäumen entlang der Highways. An der Spitze Kaliforniens werden die Bäume auf einmal riesig. „Redwoods“,über 110 Meter hoch, bei einem Stammdurchmesser von sechs Metern. In diesem Moment begreift Robert Franics: Da gibt es noch etwas Größeres, eine höhere Instanz als einen selbst! Und als er weiterfährt, summt er die ersten Melodien von „Strangers In The First Place“, seinem dritten Album. Er schwört, es sei genau so geschehen.

Francis wächst in L.A. als Sohn eines amerikanischen Klassikmusik-Produzenten und einer mexikanischen Mutter auf, lebt das Leben eines überprivilegierten Uperclass-Kids. Ry Cooder schenkt ihm seine erste Gitarre. Bei John Frusciante hat Francis Gitarren-Unterricht und jammt mit dem Ex-Peppers-Gitarristen in dessen Wohnzimmer auf 60.000-Dollar-Gitarren. Zum Geburtstag des Schauspielers Harry Dean Stanton spielt der damals Zehnjährige ein Gitarrensolo, und Chaka Khan singt und fällt dabei vor ihm auf die Knie.

„Ich hab einfach Glück gehabt. Damals mehr als heute, leider.“ Seine Augen sind von einer Sonnenbrille verdeckt, braunes Horn, aus dem weißen Unterhemd wächst buschiges Achselhaar. „Strangers In The First Place“ wurde in den Malibu Hills aufgenommen, in einem Designer-Haus aus den 80er-Jahren. Harry Gesner, ein kalifornischer Architekt, der fließende Formen liebt, hat es gebaut. „Es gibt keine parallel zueinander stehenden Wände, die Akustik ist dadurch grandios. Von außen sieht es aus wie ein japanisches Boot.“ Dabei gibt es kaum amerikanischere Träum-Songwriter-Musik als seine.

„Some Things Never Change“ heißt ein Song auf seinem neuen Album. Man denkt an Kotelett aus einer gusseisernen Pfanne, während Mutter das Gebet spricht. Dabei ist „Strangers In The First Place“ ein trauriges Album, auf dem sich Francis weit entfernt von seiner alten Familie, den anderen reichen Kindern und den „lax ausgelegten Moralvorstellungen“. Aber er hat ja Pancho, seinen American Pit Bull Terrier.

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