Kult-Regisseur Rosa von Praunheim ist tot: Fragen zur Todesursache

Mit Filmen wie „Die Bettwurst“ provozierte Rosa von Praunheim einen neuen Blick auf sexuelle Diversität. Nun ist er im Alter von 83 Jahren gestorben. Erst vor wenigen Tagen heiratete er.

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Der Filmemacher, Künstler und Aktivist Rosa von Praunheim ist tot. Der Regisseur starb im Alter von 83 Jahren. Weitere Details zu den Todesumständen wurden zunächst nicht bekannt. Praunheim soll nach einem Bericht des „Berliner Kurier“ am Mittwoch (17. Dezember) verstorben sein.

Die Nachricht kommt nur wenige Tage nach einem sehr persönlichen Moment in seinem Leben: Am vergangenen Wochenende hatten Rosa von Praunheim und sein langjähriger Partner, der Künstler Oliver Sechting, öffentlich gemacht, dass sie sich nach 17 gemeinsamen Jahren das Jawort gegeben haben.

Umso größer ist nun die Bestürzung über den plötzlichen Tod einer der prägendsten Figuren der deutschen Kultur- und LGBTQIA+-Geschichte.

Gewaltiges filmisches Werk

Rosa von Praunheim, geboren 1942 in Riga als Holger Mischwitzky, war eine der radikalsten und produktivsten Stimmen des deutschen Films. Mit Werken wie „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971) schrieb er Film- und Gesellschaftsgeschichte. Der Film gilt bis heute als eine Initialzündung der Schwulenbewegung in Deutschland. Auch bewusst trashige Filme wie „Die Bettwurst“ brachten ihm den Ruf eines gewitzten Agent Provocateurs ein.

Bis zuletzt blieb von Praunheim künstlerisch aktiv. Zu seinen jüngeren Arbeiten zählen das semi-dokumentarische Filmdrama „Rex Gildo – Der letzte Tanz“ (2022) sowie der Doku-Spielfilm „Satanische Sau“, der im Februar dieses Jahres auf der Berlinale Weltpremiere feierte. Insgesamt führte er bei mehr als 150 Filmen Regie und war als Autor und Produzent tätig.

Neben seiner Arbeit für Film und Fernsehen war Rosa von Praunheim auch Maler und Schriftsteller. Vor allem verstand er sich als politischer Aktivist. Er galt als Wegbereiter und Mitbegründer der LGBTQIA+-Bewegung in Deutschland und scheute dabei keine Konfrontation.

Für einen Aufschrei sorgte Rosa von Praunheim, als er im Jahr 1991 Komiker Hape Kerkeling im Fernsehen ohne dessen Einwilligung als homosexuell outete. Für diesen Schritt wurde der Regisseur damals scharf kritisiert, verteidigte sein Handeln jedoch als politischen Akt gegen gesellschaftliche Verdrängung.

Mit dem Tod von Rosa von Praunheim verliert Deutschland eine kompromisslose Künstlerpersönlichkeit, die provozierte und Debatten erzwang. Wahlweise für seine ästhetischen und diskursiven Methoden kritisiert oder gefeiert, hat er den Blick auf sexuelle Diversität in Deutschland nachhaltig geprägt hat.

Marc Vetter schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.