Ruby – Frankfurt, Nachtleben

Auch in Frankfurt am Main gibt es Clubs, die wie zahllose andere Läden aussehen. Sie sind schwarz gestrichen, das Bier kostet ungefähr fünf Mark, es gibt drei Sorten Weißwein, und wenn montags eine Band wie Ruby spielt, gibt es die universelle Live-Club-Scheu im Zuschauer-Raum: bißchen rumstehen, bißchen mitwippen, bißchen Haare schütteln – Äppelwoi-Ekstase.

Damals, als Ruby alias Leslie Rankine noch bei Silverfish sang, war die Ekstase noch hochprozentiger. Aber jetzt ist aus der Extremistin eine Sängerin geworden, die ihre schöne, voluminöse Stimme sicher durch Höhen und Tiefen führt und eine Nase hat wie Björk. Sie hat einen potentiellen Hit („Paraffin“) und ein merkwürdiges Album („Salt Peter“) vorzuweisen, dem es an Schliff, aber nicht an Ideen mangelt. Und sie hat den nötigen Raubtiercharme, um beides glaubwürdig auf die Bühne zu stellen. Mit rotem Herz auf dem T-Shirt beugt sich Rankine weit über den Bühnenrand und über ihr Publikum, um ihm von den Hintern alter Männer zu singen. Unterstützt wird sie von einem Baßmann, einer bewegungslosen Keyboarderin, die zwischenzeitlich kurz in völlig absurde Gitarrenakkorde versinkt, sowie einem Schlagzeuger (trommelt brav zum DAT-Recorder) – wahrscheinlich ist es Rankine wichtiger, ihre Musiker nett zu finden als gut.

Spannungsvoll ist an diesem Abend vor allem das Verhältnis von Noise-Spuren zu rhythmisch Tanzbarem und verlorenen Melodien. Zwischen Bühne und Besuchern blieb es lau bis herzlich, obwohl die Musik mehr hergegeben hätte. Immerhin weiß die Band, daß man einen Break nicht unnötig vollklimpert – und sie hat eine selbstbewußte Performerin, die mit ihrem Mut zu Gegensätzen auf dem besten Weg von einer extremen zu einer charismatischen Musikerin ist.

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