Rückblick 2014: ‚Wetten, dass ..?‘ – Trostloses Ende für eine Legende

Es war eine unmögliche Mission, denn die Samstagabend-Bastion war schon gefallen, Gottschalk wusste das. Nachfolger Markus Lanz hatte nie eine Chance, aber er nutzte sie.

Markus Lanz hat nicht alles richtig gemacht, das konnte er ja nicht. Aber als das Hochamt des alten deutschen Fernsehens darniederlag und er als Nachfolger Thomas Gottschalks antrat, da gelang ihm das Kunststück, nicht als dritte oder vierte Wahl zu erscheinen, sondern als Retter in der Not. In Wahrheit war Lanz ohnehin die einzige realistische Wahl, denn er geht – anders als Hape Kerkeling, Barbara Schöneberger und Jörg Pilawa – dorthin, wo es wehtut. Und anders als Gottschalk geht es ihm nicht immer nur um sich selbst.

Trotzdem ging es bei der letzten Runde „Wetten, dass..?“ natürlich um Markus Lanz. Es war eine unmögliche Mission, denn die Samstagabend-Bastion war schon gefallen, Gottschalk wusste das. Für eine Ausbeute von sechs, sieben Millionen Zuschauern ist die Sendung zu groß: Da kann man ja fast Johannes B. Kerner die besten Deutschen küren lassen! Aber Tom Hanks mit Katzenmütze, das war es schon wert. Plötzlich beschwerten sich dieselben Charaktermasken und Knallchargen aus Hollywood über das infantile Treiben in einer deutschen Show, die ihr infantiles Treiben in Filmen bewerben wollen. Hanks sagte zweierlei: Die Sendung sei SEHR LANG, und in Amerika wäre dergleichen NICHT MÖGLICH. Auch Cindy aus Marzahn wäre in Amerika nicht möglich  – deshalb hat die „New York Times“ über sie geschrieben.

Markus Lanz hatte nie eine Chance, aber er nutzte sie. Er war besser vorbereitet als Gottschalk, er stellte nicht ganz so bekloppte Fragen, er säftelte nicht an den Frauen herum. Lanz ist besser bei Politikern, die er nicht ernst nimmt, als bei Show-Volk, das er ernst nimmt. Man konnte „Wetten, dass..?“ nicht mit der Pennäler-Ironie von Joko und Klaas moderieren, die einmal auf dem Sofa saßen und eitel schlechte Laune verbreiteten. Niemand will IRONIE am Samstagabend. Niemand will KRITIK. Auch Götz George gefiel das nicht, und schon 1981 gefiel es Karlheinz Böhm nicht, der die Zuschauer aufschrecken wollte. Er wettete, dass nicht jeder dritte Zuseher eine Mark für Afrika spenden würde.

Er gewann die Wette.                        

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates