Ruiniert das neue europäische Steuersystem die Indie-Musik-Szene?

Ab dem 01.01.2015 tritt europaweit ein neues regulierendes Steuersystem in Kraft, das Steuersünder das Leben schwer machen soll. Für kleinere Bands und Künstler könnte dies jedoch zum Nachteil werden.

Zu Neujahr 2015 hat die Europäische Union Änderungen im Steuersystem vorgesehen, die ab dem 01. Januar in Kraft treten. In diesem wird festgelegt, dass alle digital getätigten Geschäftsverkäufe mit der Mehrwertsteuer des Landes besteuert werden, in dem der Käufer lebt, ohne Rücksicht darauf, ob der Verkäufer innerhalb der EU lebt oder nicht. Dies betrifft Musik, Film- und Ton-Downloads, eBooks, Computerspiele und Apps.

Die EU erhofft sich dadurch ein Schlupfloch zu schließen, durch das international fungierende Unternehmen wie Amazon, Google oder Apple die Mehrwertsteuer senken konnten, indem sie aus Ländern wie Luxemburg arbeiteten, deren Steuersätze zu den geringsten in ganz Europa gelten. So operierten Apple und Amazon aus dem kleinen Monarchiestaat, wo sich die Mehrwertsteuerbeträge im Rahmen von 3% (für eBooks) und 15% (für Musikdownloads) bewegen.

Um diesen fallenden Preisen und einer drohenden Monopolisierung vorzubeugen, scheint dieses Modell sinnvoll zu sein, dennoch könnte es verheerende Auswirkungen auf unabhängig und selbstständig arbeitende Musiker und kleine Indie-Labels weltweit haben. Diese werden durch das neue Gesetz zukünftig dazu gezwungen, bei jedem Verkauf, egal welcher Größe, eine Mehrwertsteuer abzuführen.

Für kleinere Bands und Künstler könnte es nun schwerer werden

Kurzum scheint der finanzielle und administrative Aufwand für kleinere Künstler und Bands, die bislang beispielsweise über ‚Bandcamp‘ ihre Musik verkaufen konnten, nicht mehr tragbar zu sein. Zwar wird es ein System namens VAT MOSS geben, dass den Verkäufern den Prozess erleichtert soll, dennoch sind vor allem die großen, oben genannten Firmen am besten in der Lage, sich auf die Veränderungen vorzubereiten.

Insofern scheint die EU durch das neue Steuersystem eher eine gegenteilige Wirkung ihres ursprünglichen Plans zu erzielen: Anstatt eine vielfältige Marktwirtschaft zu fördern wird innovativen und kreativen Onlinegeschäften das Leben vielmehr erschwert.

Im Netz regiert bereits Widerstand. Auf change.org läuft derzeit eine Petition gegen das neue Steuersystem. Auf Twitter häufen sich die Hashtags #VATMESS und #VATMOSS hinter traurigen bis hämischen Kommentaren zu dem drohenden Aussterben von digitalen Independet-Shops.

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