Sean Connery liefert ab: Peter Hyams erzählt von „Outland“
Kompromisslos am Set: Peter Hyams erinnert sich an Sean Connery und „Outland“ – starke Anekdoten, klare Haltung, filmhistorischer Kontext. Jetzt lesen.
Anlässlich der restaurierten Neuveröffentlichung des Science-Fiction-Films „Outland“ von 1981 schildert Regisseur und Kameramann Peter Hyams in einem Interview mit der schottischen Tageszeitung „Daily Record“ seine Zusammenarbeit mit Sir Sean Connery.
Für den amerikanischen Filmemacher war diese Begegnung eine „Feuertaufe“. Seine Anekdoten geben Einblicke in die Entstehung eines heute kultisch verehrten Films – und in das kompromisslose Berufsverständnis eines Mannes, der zu den prägenden Gesichtern des internationalen Kinos zählt.
Connery verstarb 2020 im Alter von 90 Jahren. Er galt als charismatischer und stets fordernder Schauspieler, der Unprofessionalität am Set nicht duldete.
Connerys kompromisslose Haltung am Set
„Wenn er die Augenbraue hob, konnte das durch die Kulissenwände gehen“, erinnert Hyams an Connerys Fähigkeit, mit minimaler Gestik maximale Autorität auszustrahlen. Dabei ging es ihm nie um Eitelkeit oder Macht – seine Energie galt ausschließlich der Qualität des Films.
Während der Dreharbeiten zu „Outland“, einem Sci-Fi-Western auf dem Jupitermond Io, war Connery 49 Jahre alt, Hyams gerade einmal 37. Der Film, stilistisch beeinflusst von „High Noon“ und „Alien“, erzählt die Geschichte eines einsamen Marshals, der auf einem abgelegenen Bergbau-Außenposten eine Verschwörung aufdeckt. Die düstere Ästhetik und thematische Tiefe des Werks werden bis heute geschätzt – auch wenn der Film zur Zeit seiner Veröffentlichung an den Kinokassen kein Erfolg war.
Als Connery erfuhr, dass Hyams neben der Regie auch die Kameraarbeit übernahm – ein im Autorenkino seltener, aber nicht unüblicher Ansatz –, reagierte er zunächst skeptisch. Erst als eine technisch anspruchsvolle Szene, ein subtiles Lichtspiel in Connerys Auge, auf Anhieb gelang, legte sich das Misstrauen. Der Schauspieler forderte zwar sofort die Sichtung der sogenannten „Dailies“, stellte danach jedoch sein kritisches Hinterfragen ein.
Von da an nannte er Hyams nicht mehr „boy“, sondern augenzwinkernd „cock“ – eine schottische Form der Anerkennung.
Vertrauen zwischen Regisseur und Star
Trotz seiner Strenge war Connery kein komplizierter Mensch, sondern ein hochkonzentrierter Profi.
Hyams reiht ihn in eine Riege mit Schauspielern wie Gene Hackman und Michael Douglas – Persönlichkeiten, die nicht durch Exzentrik, sondern durch Präsenz und handwerkliche Präzision wirkten. Ein oft übersehener Aspekt sei, so Hyams, Connerys Fähigkeit des echten Zuhörens im Spiel: „Wenn jemand spricht, sind seine Augen wach. Er wartet nicht bloß auf seinen nächsten Satz, er reagiert.“
„Outland“ entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem Geheimtipp der Sci-Fi-Szene – nicht zuletzt wegen Connerys nuancierter Darstellung.
Ein Vermächtnis aus Präzision und Haltung
Die Zusammenarbeit mit Hyams setzte sich später im Militärthriller „The Presidio“ (1988) fort. Dass Connery sich erneut auf Hyams einließ, gilt rückblickend als deutliches Zeichen des gegenseitigen Respekts zwischen zwei Künstlern mit hohen Ansprüchen.
Connerys Haltung erinnert in vielerlei Hinsicht an jene von Musikern, die nicht um jeden Preis gefällig sein wollen, sondern Qualität über Charts und Oberflächenglanz stellen. Ein Charakterzug, der handwerkliche Präzision verlangt – und in allen Kunstformen Anerkennung findet, zumeist jedenfalls.