Seit 37 Jahren wirft TAJ MAHAL alles in einen Topf: „Musical Banquets“ nennt er das

„Es gibt Leute, die verpassen ihr eigenes Leben. Ehe sie sich versehen, ist jede Menge um sie herum passiert, und sie stehen ahnungslos da.“ Henry Saint Qaire Fredericks wußte immer, warum er wann wo etwas unternahm. 1965, kurz nach seinem Diplom als Landwirtschaften wollte er’s auch als Musiker wissen. „Es gibt jede Menge biographischer Merkwürdigkeiten über mich, auch die, daß ich Musikwissenschaft studiert hätte. Horseshit! Ich bin gelernter Landwirt.“

Seit seinem vor 37Jahren gefaßten Entschluß, unter dem Nom de guerre Taj Mahal Musikstile mannigfaltigster Art zu verquicken, läßt der heute 55jährige Hüne keine Spielart und keinen Rhythmus unversucht. Frühere Vorwürfe erklärter Bluespuristen wie Eric Clapton, Taj verwässere den reinen Blues, nähme ihm die ursprüngliche Tragik, lasse ihn gar vergnügt klingen, läßt den Experten schwarzer Rootsmusik kalt „Ich bin zunächst Afrikaner, dann Jamaikaner und dann erst schwarzer Amerikaner. Ich weiß, wovon ich singe. Diese Blues-Glorifizierung weißer Fans ist lächerlich. Als Lightnin‘ Hopkins seine letzten Gigs spielte, da herrschte vor lauter Respekt immer Totenstille im Saal. Der alte Hopkins sagte dann: ,Hey, Leute, ich lebe noch, los, tanzt!‘ Weiße können aber leider nicht gut tanzen.“

Weiße Musiker reißen sich inzwischen darum, beim legendären Taj musikalisch mitzumischen, seit er Mitte der 60er Jahre in L. A. mit Ry Cooder undjesse Ed Davies die Rising Sons gründete. Dr. John, David Lindley, Lennon, Dylan, Keith Richards, Bonnie Raitt, Hendrix – von Taj kann man immer etwas lernen. Er spielt rund 20 Instrumente, spricht fünf Sprachen, schrieb Filmmusiken und glänzte als Schauspieler und Synchronsprecher.

Taj Mahal wäre nicht der realistische Beobachter seiner Umwelt, würde er die Rap-Szene ignorieren. Auf dem jüngeren Album „Senor Blues“ (übrigens ein Titel von Horace Silver) lamentiert er in dem Song „Oh Lord Things Are Getting Crazy Up Here“: „… All you city slickers, you dirty tricksters, west coast, east coast rappers and hiphoppers …“, über das durch Drogen und Verbrechen bestimmte Leben der schwarzen Kids in den US-Großstädten.

„Der Rhythmus ist alles, was ihnen bleibt Doch damit gehen sie unbewußt an ihre afrikanischen Wurzeln zurück, nämlich Beat, Reim, Chant und Tanz. Wir leben nun mal nicht mehr in der Serengeti, sondern in Betonkästen, sind umgeben von Ruinen, Autowracks, haben keine vernünftigen Lebensmittel, dafür aber jede Menge Crack. Das ist die Realität der Kids. Anfangs gab es eine Vielzahl unterschiedlichster Raper, richtige Dichter und viele Frauen. Jetzt wird nur noch Gangsta-Rap verkauft, wozu die entsprechenden Morde gleich mitgeliefert werden.“

Mut machen will er, nicht verurteilen: „Es kommt nicht darauf an, was du dir kaufen kannst, sondern was du selbst machen kannst. Hätte ich gewartet, bis die sogenannte Weltmusik kam, ich hätte sicher vor 20 Jahren aufgehört, Musik zu machen.“ Taj zeigt mit seinen jüngsten LPs „Senor Blues“ und Jlula Blues“ die ganze Palette feinster Unterhaltungsmusik. „Musical Banquets“ nennt der Hobbykoch das. „Gib deinem Leben eine Prise Frieden, gönn dir ein paar glückliche Momente.“ Taj spielt die Musik dazu.

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