Selbst wenn sie sich als patriotische Amerikaner verstehen – an der Politik ihres Präsidenten lassen auch US-Cartoonisten kaum noch ein gutes Haar

Dan Perkins, der Mann, der seine Comics-Strips unter dem Pseudonym Tom Tomorrow zeichnet, versteht sich als eine Cartoonversion des grünen US-Politikers Ralph-Nader – bloß in witzig. Seine allwöchentlichen Strips, die auf www.salon.com, in der New Yorker „Village Voice“ und in rund 120 weiteren Zeitungen erscheinen, entlarven Politik und Macht mit absurdem, knochentrockenem Humor. Für ihren anbiedernden Umgang mit dem Big Business watscht Perkins Republikaner und Demokraten gleichermaßen ab. Er entwirft bizarre Ratgeber-Cartoons wie „Sind Sie eine linke Bazille?“, in dem der Leser Ja oder Nein antworten soll auf Fragen wie: „Sind Sie der Ansicht, Beschäftigte im Niedriglohnsektor sollten genügend Geld für Miete und Lebensmittel verdienen?“ Was ihn zu seinen Cartoons treibe, sagt Perkins, sei das Bedürfnis, „die Leute am Kragen zu packen, zu schütteln und zu sagen: .Kapierst du nicht, was hier abgeht?“‚ Er stammt aus Iowa, wuchs im Süden der USA auf, in einem geistigen Klima, das er hasste – daher seine streitlustige Weltsicht. Ebenso prägend: die Zeitschrift „Mad“: „Die hat eine ganze Generation von uns Cartoonisten gelehrt, der Werbung und der Regierung zu misstrauen.“

Die Terroranschläge von 2001 trafen auch ihn, den radikal Regierungsfeindlichen, ins Mark. Sei erster Strip nach dem 11. September zeigte nichts als ein Foto, das er von den qualmenden Ruinen gemacht hatte. Darunter die Zeile: „Mir fehlen die Worte.“ Am nächsten Tag schrieb ihm ein Leser per E-Mail, er sei überrascht, dass Tomorrow „offenbar doch Gefühle für das Land hat, das er unablässig mies macht“. „Das verwandelte meinen Schock in Wut“, sagt Perkins. „Nur weil dieser Idiot eine andere politische Position vertritt als ich, denkt er wohl, mir müsse es Spaß machen, 3000 Menschen sterben zu sehen.“

Im renommierten „New Yorker“ ist immer eine Seite für Perkins reserviert, und einige seiner besten Arbeiten sind in dem Magazin erschienen. In jüngster Zeit jedoch registriert er schwindenden Enthusiasmus, wenn er in seinen Cartoons die Bush-Administration aufs Korn nimmt. „Seit dem 11. September ist es schwieriger geworden, dort noch Sachen zu veröffentlichen“, sagt er. über einen Mangel an Inspiration für seinen noch immer weit verbreiteten wöchentlichen Comic kann sich Perkins derweil nicht beklagen: „Ich bin praktisch rund um die Uhr auf 180.“

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates