So irre wie die Zeiten

Überraschung! Dass Monster Magnet schon Mitte Februar mit einem neuen Album, „Monolithic Baby“, um die Ecke biegen würden, hat wirklich keiner erwartet. Erst im Herbst gab es die „Greatest Hits“, dann hatte Dave Wyndorf, Sänger, Songschreiber und Visionär der Band, ein Personalproblem: „Ich musste Bassist und Schlagzeuger loswerden – sie hatten keinen Enthusiasmus mehr für die Musik, für so was habe ich keine Zeit Ich will was schaffen. Ich setze mir immer unmögliche Deadlines, dann arbeite ich besser. Also war der Plan: Rhythmusgruppe finden, proben, sofort Album aufnehmen. Ich will nicht fünf Jahre im Studio stehen. Rock’n’Roll muss spontan sein. Morgens mit einer Idee aufwachen, sich nachmittags mit der Band dafür begeistern – und das Songgerüst abends im Kasten haben. Dann kann man immer noch Orchester und Klimbim hinzufügen.“

Der Mann steht unter Strom, so viel ist klar. Und dabei bezeichnet er sein Leben als „eine einzige Schreibblockade“. Auch wenn man es den treibenden, oft wirren, manchmal brillanten Space-Rock-Songs nicht anhört: Da steckt eine Menge quälende Arbeit drin. „Aus zehn Ideen werden immerhin meistens zwei gute Songs. Der Trick ist, immer zu schreiben, ob man gerade inspiriert ist oder nicht.“ Da kann dann ein Hit wie „Powertrip“ oder „Dopes To Infinity“ rauskommen – oder gar nichts. Auf „Monolithk Baby“ sind Wyndorfs Lieder weniger irre als früher, dafür kann man leichter dazu mit dem Kopf wackeln.

Und die Texte sind immer noch ulkig bis faszinierend, wenn auch nicht mehr von illegalen Substanzen befeuert. Deren Einfluss, behauptet Wyndorf heute, seien im Monster Magnet-Werk ohnehin überschätzt worden. „Das Leben hat meine Lyrics verändert, nicht die Tatsache, dass ich kaum noch Drogen nehme. So viele Songs handelten sowieso nicht von Drogen – ich habe sie nur gern als Metaphern benutzt. Ich mag es, wenn die Leute rätseln müssen. Lieber unverständlich sein als unpoetisch.“ Und lieber einen derben Witz machen als gar keinen. „Die Musik muss so verrückt sein wie die Zeiten. Ich habe meinen Humor nicht verloren, im Gegensatz zu diesen Nu-Metal-Depressiven. Rock ohne Humor ist Mist.“

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