Soul für eisige Zeiten – Schön muffige Oldie-Musik wollen Superpunk machen – die Ergebnisse sind berauschend frisch

Auf der Suche nach dem verlorenen Soul. Wenn es ihn in Deutschland überhaupt gegeben hat Da war vielleicht mal Howard Carpendale mit „Du hast mich“, einer Single-B-Seite. Und Xavier Naidoo, ach Gottchen. Und der Versuch von Stefan Gwildis, Soulklassiker ins Deutsche zu transferieren? „Dadaismus“, freut sich Carsten Friedrichs, der Sänger von Superpunk, die mit Einmal Superpunk, bitte!“ gerade eine schnafte Soul-Platte gemacht haben.

Bescheiden genug rückt die Hamburger Band den Maßstab auch gleich wieder zurecht „Das ist Punk“, verweist Friedrichs auf das grundlegende Prinzip, das einst schon den Fehlfarben zu einem echten Klassiker verholfen hat Die Anmaßung aus Leidenschaft. Sich einfach in seiner Lieblingsmusik auszuprobieren, und damit glorreich zu scheitern: Die Fehlfarben wollten den Funk und machten „Monarchie und Alltag“. Und Superpunk ist eben eine Rock‘ n‘ Roll-Band, die sich dem Soul aus Liebhaberei nähert. Seit man aber mit dem Schub des Votgänger-Albums „Wasser Marsch!“ ständig auf Tour ist, hat man auch an der nötigen Spielfertigkeit und an Swing zugelegt, so dass Superpunk dem Soul nun verflixt nah auf die Pelle gerückt sind.

Dieses gewachsenes Zutrauen in die eigene Leidenschaft soll auch „Einmal Superpunk, bitte!“ dokumentieren: „Ich habe eine kindliche Freude gehabt, das im Studio umzusetzen“, gibt Friedrichs zu, der das Stichwort „altmodisch“ zur Platte durchaus als Kompliment aufgreift. „Das war Sinn der Sache, eine schön muffige Oldie-Platte zu produzieren. Macht doch sonst keiner mehr.“ So schlecht ist das ja nicht als Marketingargument, wenn mal statt dem Schulterschluss mit Samples und sonstigen Elektronica stimmungsaufgehellte Bläsersätze zu finden sind, die einem mit ihrer guten Laune unter die Arme greifen, die sich in den Texten gar nicht widerspiegeln muss.

Dort regnet es eher, die Dringlichkeit im Beat angespitzt. „Was ich hasse, regiert mich/ was ich liebe, verlier ich/ was ich suche, find ich nicht“, heißt das in „Allein in eisigen Zeiten“. Das könnte bedröppelt klingen, wenn einem die uplifting Musik nicht neben dem Hintern in der Hose auch das Herz aufrichten würde.

Superpunk sind sowieso die Spaßband der Hamburger Szene, bei deren Selbstfindungsprozess am Anfang auch mal Jan Müller von Tbcotronic mitgemacht hat. Nur darf man das nicht als Funpunk verstehen, und an den sonstigen in der Stadt gern geübten Strategiespielen haben sie auch keine Lust Kein Diskurs als Rückendeckung während sich Blumfeld vom lyrischen Ich zum Poesiealbum der tatsächlichen Innerlichkeit vorgearbeitet haben und die Sterne sich gerade akzentuiert mürrisch geben, leisten sich Superpunk einfach den Spaß an ihrer Musik. Nur Keyboarder Thies Mynther macht Musik in Vollzeit, mit Stella und so vielen Bands, dass er auch nicht gegen den eigenen Gusto anspielen muss.

Der Rest der Gruppe geht manchmal sogar körperlicher Arbeit nach und will dann die Band nicht auch noch als Plackerei. „Wir sind ziemlich privilegiert, nicht mit der Musik den Kühlschrank füllen zu müssen“, sieht das Carsten Friedrichs unbedingt positiv, und mittlerweile sind alle in dem gereiften AIter, um nicht wirklich den Erfolg-auf-Teufel-komm-raus zu wollen. „Da entspannt sich vieles“, weiß Bassist Tim Jürgens. Aber dass etwa das Publikum bei den Superpunk-Konzerten jetzt immer zu tanzen beginnt, das ist schon toll: „Dass das mit unserer Musik passiert.“ Mehr kann eine Beatband mit dem Soul gar nicht wollen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates