Steely Dan – Die DVD „Two Against Nature“ zeigt nicht nur ein Konzert, sondern auch eine Anti-Talk-Show des Duos

In der winterlichen Kälte vor dem Club werden die Besucher danach gefragt, wann sie zum ersten Mal die Musik von Steely Dan hörten. Bei einer Party, auf dem Rücksitz eines Autos, in Mutters guter Stube. Und obwohl diese Leute in New York stehen und nicht in Tallahassee, wirken die Auskünfte nicht sehr weltläufig. „Year Of The Cat“ sei so gut gewesen, damals, erzählt eine Ehefrau. „Waren die bei Woodstock ’94?“ Junge Menschen sind nicht im Publikum bei dieser „Plush TV Jazz-Rock Party in Sensuous Surround Sound“, bei der neben den Songs von “ Two Against Nature“auch „Bad Sneakers“, „Josie“, „FM“, „Kid Charlemagne“, „Peg“ und „Pretzel Logic“ gespielt werden. Zwischen den Songs sind in Schwarzweiß einige Impressionen von den Proben und Gespräche mit den Musikern und Chorsängerinnen geschnitten. Die Profis haben wenig Erhellendes beizutragen, sind jedoch sehr froh, mit den beiden Genies arbeiten zu dürfen. Während jeder seriöse Jazz-Crack gern einmal ein Rock-Star wäre, sehnen sich Becker und Fagen nach der Intimität eines nächtlichen Jazz-Clubs, vermutet einer der Musiker. Eine Sängerin erkennt in Fagen ihren Vater wieder, der sei auch so „shy“ und „very witty“.

Witzig sind allemal die messerscharfen Fragen an die Mitspieler und den Vorsitzenden eines Dan-Fanclubs. Schon immer wollten sie eine Fernsehshow haben, verrät Becker, bei der sie auf der Couch bohrende Forschungen anstellen können. Den Bassisten fragen sie zum tiefenpsychologischen Verhältnis zu seinem Instrument und ob das teure Stück aus Ahornholz unbedingt besser sei als ein billigeres Gerät. Die Fetisch-Bezieshung verwirrt den Musikus etwas. Den Mann vom Fanclub, der auch einen kleinen Live-Schuppen mit Dan-Coverbands betreibt, fragt Becker insistierend nach dem Anteil ehemaliger Mitspieler, die enttäuscht oder böse sind, weil sie nicht mehr engagiert wurden. Vier von zehn.

Am Ende fahren sie im Taxi, umrahmen auf der engen Rückbank zwei ihrer Background-Sängerinnen und reden irgendeinen Quatsch. Näher wird man ihnen nicht kommen.

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