Steve Jobs – Beim Apfel des Propheten

Der Tod des großen Unternehmers und Computererfinders Steve Jobs ist auch ein großer Verlust für den Pop und die Kunst.

Den gestreiften Pullover teilte er mit Horrortyp Freddie Krüger, der ebenfalls 1984 den ersten großen Auftritt hatte. Aber der Blick, den Steve Jobs hier dem Fotografen zuwirft, ist schwieriger zuzuordnen. Verschämt, wie es zum Nerd passt, der als Figur noch nicht so in Mode war wie heute. Und wissend. Die Augen eines Mannes, der die Zukunft gesehen hatte. 29 war Jobs, als er 1984 in Cupertino, Kalifornien für dieses Bild posierte, vor dem eben auf den Markt gebrachten Apple-Macintosh-Computer. Den er am 22. Januar mit dem von Ridley Scott gedrehten Werbespot als Weltneuheit verkündigt hatte, während der Super-Bowl-Übertragung.

Die Szenerie mit den Sklaven, die der Rede des Big Brother lauschen und von der Hammerwerferin aus dem Bann gerissen werden, wurde oft zitiert, wendete sich später sogar gegen ihre Schöpfer – als bekannt wurde, dass auch der Befreier Apple seine Kunden bevormundete. Was das grenzsprengende Pathos, mit dem Jobs seinen Computer zum heilsbringenden Instrument verklärte, aber vor allem verriet: die Lust an der großen Erzählung, der Wille zur Poesie in einer von Nutzerprofilen und technischen Daten beherrschten Branche. Deshalb haben auch so viele den Tod von Steve Jobs am 5. Oktober so persönlich genommen – weil sie den Überhang an nutzloser Schönheit in seinen Erfindungen gespürt haben. Einmal erzählte Jobs einem Reporter, dass seine Drogen-Trips in den Siebzigern zu den wichtigsten Erfahrungen gehörten und man ihn als Typ nicht verstehen könne, wenn man das nie selbst probiert habe. Vielleicht konnte man auf LSD ja schon damals den iMac sehen. Steve Jobs war der Einzige, der ihn aus dem Traum in die Wirklichkeit mitbrachte.

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