That’s Entertainment: BADLY DRAWN BOY singt Massen toller Songs und zeigt Babyfotos

TOURPREVIEW Sehr schüchterne Menschen haben mitunter Angst, bei Konzerten von Badly Drawn Boy in der ersten Reihe zu stehen. Denn das sind interaktive Shows: Bei seiner großen Gala in der Royal Albert Hall im April 2001 hüpfte der Boy, bürgerlich Dämon Gough, beispielsweise für ein Gitarrensolo unter die Leute, sang ein Stück ohne Mikro direkt in die Ohren der Zuhörer, dirigierte eine La-Ola-Welle und gab zum Durchreichen ein Porträt seiner Tochter Edie ans Publikum – er bekam es am Ende zurück. Er musste später allerdings 5 000 Pfund Bußgeld bezahlen, weil er die Ruhefrist der Halle um 20 Minuten überzogen hatte. Drei volle Stunden Konzert hatten nicht gereicht. Wer da an die Marathon-Messen von Bruce Springsteen und der E Street Band denkt, liegt ganz richtig: Der Boy liebt den Boss. Ohne Springsteen-Platten, das hat Dämon Gough schon oft betont, hätte er möglicherweise niemals mit der Musik angefangen. „Manchmal habe ich große Schwierigkeiten, mich auf der Bühne an die Texte zu erinnern“, sagt Badly Drawn Boy. „Man kommt durcheinander, wenn man schon wieder 17 Songs für eine neue Platte aufgenommen hat und 20 weitere im Kopf hat, an denen man gerade arbeitet.“ Uberproduktiv? „Nein. Zehn von den 20 sind eh Kacke.“ Zumindest ein paar von den 17 fertigen kann er bald loslassen, denn noch diesen Herbst kommt ein neues Album, der offizielle Nachfolger zu „The Hour Of Bewilderbeast“ aus dem Jahr 2000, dem sanften Monster aus schattenblauen Melodien, Lo-Fi-goes-High£m/-Gitarrenpop, Funk (vergleiche das grandiose „Disillusion“) und versoffener Liedermacherei. Als Badly Drawn Boy noch in Pubs der Heimatstadt Manchester auftrat und seine ersten EPs (auf dem Twisted-Nerve-Label, das er mit Elektro-Wizzard Andy Votel betreibt) aus dem Karton heraus verhökerte, hätte man jedem Eselsohren für die Behauptung angeklebt, Gough könne mit sowas zum allgemeinen Liebling werden. Für“Bewilderbeast“bekam er den Mercury Music Prize. schwer in Los Angeles, wo einfache Lösungen bevorzugt wenden, also zog er nach Berlin. Dort wurde das aktuelle Album „This Temple h Haunted“ aufgenommen, und von dort aus starten Fullbliss nun ihre Tour durch Deutschland, die noch bis in den Dezember reichen wird. Was man von dem Trio auf der Bühne erwarten kann? Qemmons kündigt es in, JRandom“ vielleicht schon an: „I’U see light, TU see dark/ I’ll see you fall apart.“ Auf jeden Fall aufregend.

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