The Black Crowes

Die ersten Biere stehen halbleer zwischen dem feinen Früchte-Büffet herum. Zwei Männer sprechen im anregenden Wechsel über „Vertrauen und Respekt“, berichten von einer Kommunikation, die „viel intensiver“ geworden sei, und davon, daß nun alle wild entschlossen seien, „dieser positiven Energie Nahrung zu geben“. Der eine Mann ist besorgniserregend dünn, trägt lange Haare und ein Grateful Dead-T-Shirt. Der andere Mann trägt ebenfalls lange Haare sowie ein „Atlanta Braves“-T-Shirt Es ist zwölf Uhr mittags, ein zu kühler Sommer-Tag und nicht 1972, sondern 1996.

Sänger Chris Robinson und Drummer Steve Gorman rühren die Werbetrommel für „Three Snakes And One Charm“, das vierte Album der Black Crowes: Retro-Boogie-Seligkeit Das würde jetzt nicht frisch und dabei doch altbacken in den Läden stehen, hätten nicht Chris und sein streitbarer Bruder Rieh in einem Telefonat vor Jahresfrist plötzlich „diese frische Brise“ verspürt, die jene „dunklen Wolken“ vertrieb, die lange drohend über der Band hingen und die „müde Konfusion“ des letzten Albums „Amorica“ hervorbrachten. Chris Robinson, fatalistisch: „Dieses Telefonat hat unser Schicksal besiegelt.“

Das heißt: gemeinsam rocken bis zum Abwinken, aber privat getrennte Wege gehen. Nestbau war angesagt, denn „plötzlich wächst du auf und alle sind schon 30“ (Robinson). Rich ist kürzlich zum erstenmal Vater geworden, Chris hat gerade standesgemäß eine Schauspielerin geehelicht, der er schlecht nahelegen konnte, es doch beruflich mal in Atlanta zu versuchen. Dafür muß sie ihm einmal die Woche das geliebte fried chicken auf den Tisch stellen. Wie bei Muttern, wie bei Dieter Bohlen.

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