The Jayhawks – Los Angeles, Troubadour

Hollywoods Flaniermeile für Schwule am Santa Monica Boulevard endet abrupt vor dem „Troubadour“, und man ist unversehens von einem Schwärm Blondinen umgeben, die sich nicht entscheiden können, ob sie mit Christina Applegate oder mit Alicia Silverstone verwechselt werden wollen. Die Männer sind in der Minderzahl und Studenten. Der Auflauf vor dem Club ist geräuschvoll wie eine Homecoming-Fete der UCLA, voller Erwartung und Lust am Gesehenwerden.

Auch für die Jayhawks ist es ein Homecoming. Gleich zweimal haben sie das Troubadour ausverkauft, was freilich nicht viel besagt, denn das traditionsreiche Venue, das schon von den Byrds beehrt wurde und von Miles Davis und Neil Young, hat eine Kapazität von knapp 600 Zuschauern. Als die Band die Bühne betritt, verstummt das Publikum, und in die Stille hinein zelebrieren die Jayhawks „Blue“, ohne Paul Buckmasters magische Strings natürlich, aber ruhig und versammelt und ganz der Stärke des Songs vertrauend. Die Mädchen sind sichtlich ergriffen, die Kinnbärte zeigen es natürlich nicht.

Mark Olson singt mit geschlossenen Augen und in sich gekehrt, Gary Louris ist bemüht, seiner Gitarre möglichst wenig Töne zu entlocken, und Karen Grotbergs Keyboards klingen vorbildlich: Man hört sie nicht. Zu Hause überwiegen die Balladen. Die Jayhawks haben ihren Country-Rock enthärtet und verflüssigt, während sie in der Fremde gern derb und krachledern daherkommen. Erst zum Finish, als man sich mit diversen Black Crowes darin übt, Dylan-Songs zu zergrölen, kippt das Konzert um in eine Party.

Was wir erst zwei Wochen später erfahren: Es war eine Farewell-Party. Die Jayhawks haben sich nämlich, nach drei Alben nur und ohne erkennbare oder verlautbarte Gründe, aufgelöst und wir sind wieder um eine schöne Hoffnung ärmer.

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